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»Christkind« Joline
wollte nicht warten

Schwangere entbindet Tochter ohne Hilfe

Von Julia Lüttmann und Carsten Borgmeier (Foto)
Enger (WB). Nur einen Spaziergang lang hat Jürgen Rathert (38) seine schwangere Frau am 24. Dezember allein gelassen - als er wieder nach Hause kam, konnte er seine Tochter Joline abnabeln.

»Ich hatte den ganzen Tag über Wehen«, erzählt Bianca Rathert (33) aus Enger (Kreis Herford). »Aber ich dachte, ich hätte noch Zeit, weil die Abstände noch recht groß waren.«
Doch plötzlich ging es ganz schnell, viel zu schnell um noch Hilfe zu holen. »Einen kurzen Moment lang hatte ich Angst«, berichtet die Engeranerin. Und dann, nach zehn Minuten heftiger Wehen, entband Bianca Rathert ihre kleine Tochter - im Schlafzimmer und ohne fremde Hilfe.
46 Zentimeter groß und 2460 Gramm leicht ist Joline, die am Heiligen Abend um 17 Uhr auf die Welt kam. »Ich habe sofort die Hebamme und den Notarzt verständigt«, erinnert sich Jürgen Rathert an den Moment, als er mit Sohn Jano von seinem Spaziergang zurückkehrt. »Ich habe Jano bei den Großeltern gelassen, weil ich merkte, dass mit meiner Frau etwas nicht stimmt.«
Per Telefon erklärte ihm die Hebamme, wie er die Nabelschnur abbinden und durchschneiden sollte. »Das hatte ich bei meinem Sohn auch schon gemacht.« Mit dem Rettungswagen wurden Mutter und Kind dann ins Bielefelder Johannes-Krankenhaus gebracht.
»Hier wollte ich eigentlich entbinden«, sagt Bianca Rathert. »Der Termin war am 3. Januar.« Doch während Mutter und Kind ins Krankenhaus gebracht wurden, war die Nachbarschaft in heller Aufregung. »Im Gottesdienst hatte sich herumgesprochen, dass ein Notarztwagen vor unserer Tür stand.« Um so größer war die Freude, als der Papa von der Geburt seines »Christkindes« berichten konnte.
Und während sich Familie und Freunde freuen, dass es Mutter und Kind gut geht, kann der 22 Monate alte Jano noch nicht fassen, was er für ein »Weihnachtsgeschenk« bekommen hat. »Baby, Baby« murmelt er am Krankenhausbett seiner Mutter immer wieder - und kann die Augen nicht von seiner kleinen Schwester lassen.
Vermutlich bis Dienstag werden Bianca und Joline Rathert noch im Krankenhaus in Bielefeld bleiben. Die Mutter findet es schön, dass Joline Weihnachten auf die Welt kam: »An Weihnachten Geburtstag zu haben, das ist doch etwas Besonderes.«

Artikel vom 27.12.2004