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Röslers kleinere Schritte

Nach seiner Erkrankung lebt er zufrieden in Norwegen

Lilleström (dpa). Sein Blick ist nachdenklich. Uwe Rösler strahlt eine tiefe Zufriedenheit aus. Der Fußball in seinen Händen entlockt ihm ein schelmisches Lächeln. »Ich fühle mich fit«, sagt der ehemalige Bundesliga-Spieler.
Torjubel in Kaiserslautern: Auch in der Pfalz machte Uwe Rösler Station. Foto: Faßbender
»Aber ich bin noch nicht der, der ich früher war. Den Fußballer Uwe Rösler wird es nicht mehr geben.« Viele Jahre spielte Rösler auf hohem Niveau in Europa, schoss Tore wie am Fließband. Eine Krebserkrankung brachte 2003 das jähe Ende. Im November meldete sich der 36-Jährige beim norwegischen Erstligisten SK Lilleström im Profi-Fußball zurück - als Cheftrainer an der Seitenlinie. Mit dem Vorortclub Oslos peilt Trainer Rösler Schritt für Schritt die Tabellenspitze an. »Wir waren drei Mal Siebter. Jetzt soll es nach vorn gehen«, betont Rösler.
Auf den Fußball-Feldern führte der Altenburger ein rastloses Leben. Nach der DDR-Oberliga-Zeit in Leipzig und Magdeburg zog es 1991/92 zu Dynamo Dresden in die Bundesliga, wohin er nach einem kurzen Intermezzo beim 1. FC Nürnberg 1993/94 zurückkehrte. »Ich würde nicht sagen, dass ich ein Wandervogel war. Aber ich brauchte die ständige Herausforderung«, betont der fünfmalige DDR-Nationalspieler. In Manchester, der Industriestadt im Nordwesten Englands, erlangte der Stürmer Heldenstatus. Fünf Jahre ging er für die »Blauen« von Manchester City auf Torejagd, erzielte in 180 Spielen 65 Treffer.
Obwohl der Ausnahme-Angreifer nach den Stationen FC Southampton, 1. FC Kaiserslautern, Tennis Borussia Berlin und SpVgg Unterhaching längst in der norwegischen Provinz gelandet war, erreichten ihn immer noch Hunderte Briefe, Faxe und Emails englischer Fans. »Es war unglaublich, all das zu lesen«, sagt Rösler. »In Sachen Traditionspflege haben die englischen Clubs den deutschen einiges voraus.«.
Mittlerweile hat Uwe Rösler gelernt, kleinere Schritte zu machen. »Früher bin ich in der hektischen Welt mitgerannt. Heute sehe ich einige Sachen anders. Gesundheit, die ich immer selbstverständlich fand, ist das A und O«, erklärt er. Mit seiner norwegischen Ehefrau Cecilla und den Söhnen Tony (7) und Colin (4) lebt er idyllisch im Land der Fjorde. Bei Fußball, Eishockey und Skilanglauf geben die Steppkes den Ton an. »Sie können hier mit viel Bewegung und in der Natur aufwachsen - wie ich damals.«

Artikel vom 24.12.2004