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»Ich bin vor allem ein
neugieriger Mensch«

Zum Abschied »Ein roter Teppich für Jean Pütz«

Von PatriciaÊBrinkhoff
WDR, 20.15 Uhr: »Mr. Hobbythek« sagt Tschüss: In seiner letzten Sendung ist er deshalb selbst zu Gast: Bettina Böttinger und Jürgen Becker führen durch die Gala »Ein roter Teppich für Jean Pütz«, mit der sie den langjährigen TV-Moderator in den Ruhestand verabschieden.

Ehemalige Kolleginnen und Kollegen sowie prominente Weggefährten wollen ihm in einer unterhaltsamen Sendung Lebewohl sagen. Unter den Gästen sind NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn, der Ex-Kölner Regierungspräsident Franz-Josef Antwerpes, Kabarettist Konrad Beikircher, Stimmenimitator Jörg Knör und Moderatorin Carmen Thomas.
Fast 30 Jahre lang moderierte Jean Pütz die von ihm mitentwickelte »hobbythek«. Der 68-Jährige wollte stets Wissenschaft so populär und anschaulich wie möglich vermitteln und mit vielen praktischen Tipps den Alltag des Publikums erleichtern. Als »trojanisches Steckenpferd« bezeichnete der Mann mit dem Schnäuzer seine legendäre Do-it-yourself-Sendung, in der er unzählige Rezepte und Bauanleitungen präsentierte. Nach der Devise »Wenn wir's überleben, machen wir eine Sendung draus« wurden sämtliche Salben, Cremes, Tinkturen und Tees im Selbstversuch erprobt.
»Ich bin vor allem ein neugieriger Mensch«, beschreibt der gebürtige Kölner seine Motivation. In der »Hobbythek« konnte er diese Neugier besonders gut ausleben. »Wir basteln einen Heißluftballon«, »Weine zum Selbermachen«, »Spaß mit Chemie«, »Buchbinden für Anfänger«, »Ökowaschmittel beim Wort genommen« - kaum ein Thema, das er in seiner Sendung noch nicht wissenschaftlich beleuchtet hätte.
»Ich hatte immer Horror davor, ein Fachidiot zu werden«, verrät Jean Pütz. Ein Blick in seinen Lebenslauf zeigt jedoch, dass diese Gefahr nie bestand: Seine Ausbildung reicht von einer Lehre zum Elektromechaniker übers Physik-, Chemie-, Mathematik- und Lehramts- bis hin zum Soziologie- und Volkswirtschaftsstudium. »Früher hätte ich nie geglaubt, dass ich die verschiedenen Berufe irgendwie zusammenbringen könnte.«
Genau das hat der Sohn einer Luxemburgerin aber geschafft. Er rief Sendungen wie »Die Welt des Fernsehens«, »Wissenschaftsshow«, »Globus« und »Dschungel« ins Leben. Diese Arbeit hat ihn jung gehalten. Doch nicht nur die, auch seine Familie: »Das Privatleben ist ungeheuer wichtig für mich. Ich brauche einen Menschen, auf den ich mich verlassen kann«, betont er. Diesen Menschen hat er in seiner Ehefrau, der Italienerin Pina Coluccia (36), gefunden. Ihr gemeinsamer Sohn Jean Adriano ist heute fünf Jahre alt, und Pütz sagt: »Mir ist es vergönnt, drei Generationen zu leben. Und genau das war immer mein Traum. Zwar kann auch ich dem Alter kein Schnippchen schlagen, aber ich kann meine Begeisterung bewahren.«

Artikel vom 29.12.2004