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Alle setzen auf den
Überflieger Ahonen

Mittwoch beginnt die Vierschanzen-Tournee Nummer 53

Oberstdorf (dpa). Die deutschen Springer sind krasse Außenseiter, der internationalen Konkurrenz werden nur Minimalchancen eingeräumt, und Sven Hannawald sieht sogar seinen historischen Rekord in Gefahr: Überflieger Janne Ahonen geht als haushoher Favorit in die am Mittwoch beginnende 53. Vierschanzentournee.

Er will seinen dritten Triumph feiern und als zweiter Skispringer in der Geschichte alle vier Wettbewerbe gewinnen. »Er hat bisher klar dominiert. Deswegen glaube ich, dass es für ihn möglich ist, alle Springen zu gewinnen«, sagte Hannawald, dem dieses bisher einmalige Kunststück vor drei Jahren gelungen war.
Da der Hinterzartener wegen eines Erschöpfungssyndroms nur zuschaut, Martin Schmitt nur noch ein Schatten vergangener Tage ist und den anderen deutschen Springern die Konstanz fehlt, geht der Deutsche Skiverband (DSV) erstmals seit Jahren ohne Sieganwärter auf die Tour. »Ich hoffe, dass wir Podestplätze erreichen und besser abschneiden als im Vorjahr«, formulierte Bundestrainer Peter Rohwein das Ziel. Selten waren die Karten vor Tourneebeginn so klar verteilt. Nach seinem phänomenalen Saison-Startrekord mit sieben Siegen in acht Wettbewerben wollte selbst der sonst zurückhaltende Ahonen seine Favoritenrolle nicht leugnen. »Vier Siege sind möglich, aber ich muss alles geben und Glück haben«, erklärte der Gesamtsieger von 1999 und 2003.
Fürchten muss der Finne die Konkurrenz nicht, unterschätzen wird er sie jedoch auch nicht. »Es gibt viele starke Springer, die für den Sieg in Frage kommen«, meinte Ahonen. Dazu zählen der Tscheche Jakub Janda, Österreichs Altmeister Martin Höllwarth, der Norweger Roar Ljökelsöy und der Pole Adam Malysz, der in Harrachov als bisher einziger in diesem Weltcup-Winter vor Ahonen landen konnte.
Für Rohwein ist Ahonen zwar der Top-Favorit, den Ausgang hält der Allgäuer aber für offen. »Er hat einen Lauf, aber auch Ahonen wird auf den Boden der Realität kommen«, glaubt der Bundestrainer. Dem deutschen Team sollen Georg Späth (Oberstdorf), Michael Uhrmann (Rastbüchl) und Alexander Herr (Schonach-Rohrhardsberg) gute Ergebnisse liefern.
Der Chefcoach und seine Athleten wollen in Oberstdorf (29. Dezember) und Garmisch-Partenkirchen (1. Januar) den Heimvorteil nutzen, ehe es in Innsbruck (3. Januar) und Bischofshofen (6. Januar) weiter geht. Die Konkurrenzen in Oberstdorf und Bischofshofen beginnen erst um 16.30 Uhr, werden erstmals als »Nachtspringen« ausgetragen.
Ein zweiter Platz von Herr in Kuusamo und ein dritter Rang von Späth in Harrachov waren die magere Ausbeute im ersten Saisonviertel. Entsprechend groß ist der Druck. »Wir wollen den Zuschauern etwas bieten und den entscheidenden Schritt nach vorn tun«, kündigte Herr an.
Ein dickes Fragezeichen steht hinter Martin Schmitt, der sich in dieser Saison noch nie für ein Finale qualifizieren konnte. Der viermalige Weltmeister aus Furtwangen muss bei seiner zehnten Teilnahme sogar das frühzeitige Aus befürchten, denn nur die besten acht der 16 nominierten deutschen Springer werden die komplette Tournee bestreiten.

Artikel vom 27.12.2004