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Lange von der Außenwelt isoliert

Universität unterstützt Wiederaufbau der Bibliotheken im Irak


Bielefeld (sas). Die Universitätsbibliothek Bielefeld will mit ihrem Know-how den Wiederaufbau und die Erneuerung der universitären und nationalen Bibliotheken im Irak unterstützen. Ihr leitender Direktor Dr. Norbert Losau hat soeben in Damaskus, Syrien, an einem Workshop für irakische Bibliothekare teilgenommen.
Organisiert wurde das Arbeitstreffen vom Goethe Institut in Kooperation mit den irakischen Ministerien für Hochschulbildung und für Kultur, finanziell unterstützt wurde es vom Auswärtigen Amt. Teilnehmer waren leitende Bibliothekare aus sieben irakischen Universitäts- und anderen Bibliotheken, aber auch der Chefinspektor der Bibliotheken in Frankreich.
»Eines unserer Ziele war, die irakischen Kollegen darüber zu informieren, was heute in wissenschaftlichen Bibliotheken gemacht wird, wie gearbeitet wird, welchen Service wir anbieten und welcher Standard erreicht ist«, sagt Lossau. Denn 13, 14 Jahre lang seien sie von der Außenwelt regelrecht abgeschnitten gewesen und wurde auch die Kommunikation untereinander vom Regime in Bagdad nicht gerade gefördert.
Die Idee ist nun, mit und für irakische Bilbiothekare ein Informations-Portal aufzubauen - und zwar in Bielefeld mit Hilfe der Fachleute von der Uni-Bibliothek. Schon jetzt hat Lossau vermittelt, dass sie sechs Wochen lang unentgeltlich Zugriff auf online-Zeitschriften des Springer-Verlages haben.
Gelöst werden müssen aber auch ganz handfeste Probleme - und das, obgleich die Bibliotheken selten länger als zwei Stunden Strom haben. So sind zum Beispiel nicht nur viele Bücher verbrannt worden, sondern weitgehend auch die Karteikästen. »Wir müssen jetzt herangehen, erst einmal den Bestand zu erfassen. Sinnvoll könnte es sein, die Titelblätter einzuscannen - jedenfalls ist dieses Verfahren schneller, als 60 000 Bücher von Hand zu katalogisieren.« Die irakischen Kollegen, hat er erfahren, waren jedenfalls von dem Workshop sehr angetan - und vor allem davon, dass deutsche und französische Bibliothekare federführend dabei sind.

Artikel vom 27.12.2004