27.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Der »Bielefelder Tisch«
wird zur Ersatzfamilie

Heiligabend-Angebot für Hilfsbedürftige - HOT-Feier

Bielefeld (jr). Heiligabend feiern im Kreise der Lieben. Nicht jeder kommt in diesen Genuss. Aber das Christfest allein und einsam zu verbringen, muss dennoch niemand. So öffneten Heiligabend etwa in Bielefeld das Haus der offenen Tür (HOT) an der Kreuzstraße 19a und die Einrichtung »Bielefelder Tisch« ihre Pforten.

»Es ist mir eine Herzensaufgabe, am Heiligen Abend etwas für die Menschen zu tun, die nicht gerade auf der Sonnenseite des Lebens stehen«, betont Ulrich Wienstroth, Geschäftsführer des gemeinnützigen Vereins »Bielefelder Tisch«. Die Gefahr, in der Gesellschaft abzustürzen, könne schnell passieren, meint der 42-jährige selbständige Kaufmann. »Und dann ist es einfach gut, wenn es jemanden gibt, der dem Betreffenden seine helfende Hand reicht. Ehrenamtlich, versteht sich.«
Neben Ulrich Wienstroth reichen Heiligabend im Haus an der Heeper Straße 121a den etwa 80 ankommenden Gästen auch Vereinschef Rolf-Rüdiger Schuster (62), Christiane Weiberg, Mirjam und Olaf Bartmer, Anneliese Bunte, Claudia Surmann sowie Bärbel und Hans-Ulrich Schulze die Hand. Die ehrenamtlichen Kräfte verteilen nicht nur weihnachtliche Leckereien, sondern befassen sich auch im intensiven Gespräch mit den Sorgen und Nöten der Gäste. Unter ihnen sind Obdachlose, Sozialhilfeempfänger oder einsame Rentner. Zum Gelingen des Abends sorgt nicht zuletzt das kalte Büfett, das die Frauen der Evangelisch-freikirchlichen Gemeinden Bielefeld-Sennestadt und Bielefeld, Hermannstraße, mit viel Fleiß und Liebe zubereitet haben.
Die hier seit vielen Jahren bestehende Einrichtung »Bielefelder Tisch« habe sich längst bewährt, unterstreicht Mennoniten-Pastor Rolf-Rüdiger Schuster: »Gleich dreimal in der Woche bieten wir für Bedürftige kostenloses Essen, gemütliches Beisammensein und vielfältige Hilfen an. So ist der ÝBielefelder TischÜ für viele schon zu einer Ersatzfamilie geworden.« Das Vereinsprinzip sei, nicht zu betteln, sondern darauf zu warten, dass die Menschen auf die Hilfseinrichtung zukämen, fügt Schuster hinzu. Froh sind Schuster und Wienstroth, dass die Einrichtung im Haus an der Heeper Straße 121a/Auf dem Tönsplatz langfristig gesichert ist - und die Stadt einen Mietzuschuss gewährt.
Nun laufen schon die nächsten Vorbereitungen für Silvester. Auch am letzten Tag des Jahres öffnet der »Bielefelder Tisch« um 18 Uhr seine Pforten. Gäste sind willkommen. Und das ohne Voranmeldung. Wer gerne eine Spende geben will, kann Rolf-Rüdiger Schuster unter Telefon 33 08 72 erreichen.
Sowohl heiter als auch besinnlich wurde der Heilige Abend im HOT an der Kreuzstraße 19a gefeiert. Etwa 70 einsame ältere Menschen hatten sich hier eingefunden. Sie alle wurden begrüßt von HOT-Leiterin Susanne Bartenbach. Wie das WESTFALEN-BLATT berichtete, wird die Weihnachtsfeier im HOT traditionell großzügig unterstützt von der Bielefelder Handelshilfe.

Artikel vom 27.12.2004