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»Harry« wurde
nur selten derb

Guter Auftakt der Schmidt-Show

Von Yuriko Wahl
Köln (dpa). Mehr als fünf Millionen Zuschauer und gemischte Reaktionen brachte Harald Schmidt seine Rückkehr zur ARD ein. Einen Tag vor Heiligabend präsentierte sich das TV-Lästermaul nach einjähriger Pause wieder im Fernsehen.

In seiner »Harald Schmidt«- Show zeigte sich der 47-Jährige zwar äußerlich auffällig verändert, doch seine spitze Zunge und seinen bissigen Humor hat er bei seinen Weltreisen offenbar nicht verloren. »Er sieht zwar anders aus, aber er ist ganz der Alte geblieben«, freute sich eine 32-jährige Kölnerin nach Aufzeichnung der Sendung.
In der »Bild am Sonntag« wünschte sich der Schauspieler Peter Sodann »ein bisschen mehr Pfeffer in seinen Witzen«, während sein Berufskollege Jan Josef Liefers sich als »Fan dieser Arbeiter-und Bauern-Show für Besserverdienende« zu erkennen gab. Sport-Kommentator Waldemar Hartmann sagte: »Ich habe die Werbung vermisst - die war als Unterbrechung immer gut.« Und Schmidts Ex-Bandleader Helmut Zerlett äußerte: »Auch wenn keine Pointen am laufenden Band kamen, ich hab' gern zugehört.«
Schmidt witzelte über Politik und Promis, Medien und Macher. Auch Seitenhiebe auf Kollegen wie Jörg Pilawa oder Thomas Gottschalk oder auf das »Unterschichtenfernsehen« - womit wohl Ex-Arbeitgeber Sat1 gemeint war - ließ sich der ARD-Heimkehrer nicht nehmen. Nur selten wurde er dabei in den 45 Minuten derb.
Das neue ARD-Format will keine Kopie der erfolgreichen Late Night Show von Sat1 sein, die Schmidt bis zum 23. Dezember 2003 präsentiert hatte und die später mit Nachfolgerin Anke Engelke floppte. Trotzdem gibt es eine Reihe von Ähnlichkeiten: Auch bei der ARD sitzt Schmidt hinter einem Schreibtisch und hat Chefdramaturg Manuel Andrack als Stichwortgeber zur Seite. Es gibt aber gibt keine Studio-Gäste, eine Band ohne Leader und viel weniger Spielerein drumherum.
Die Premiere lockte 5,16 Millionen Zuschauer (16,6 Prozent Marktanteil) vor die Fernseher. Der ARD ist die Show angeblich acht Millionen Euro pro Jahr wert, die sie laut Medienberichten an Schmidt und dessen Produktionsfirma zahlt. Eine Million Zuschauer im Durchschnitt heißt das Ziel für die Sendungen, die vom 19. Januar an jeweils mittwochs und donnerstags (Beginn: 23 Uhr) - dann 30 Minuten lang - nach den »Tagesthemen« laufen.

Artikel vom 27.12.2004