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Albtraum zum Weihnachtsfest

Verheerendes Seebeben und Flutwellen lösen Katastrophe in Südasien aus


Jakarta/Tokio (dpa). Die Weihnachtszeit ist in Südasien für Einheimische und Urlauber zum Albtraum geworden: Das heftigste Erdbeben seit vier Jahrzehnten hat gestern mit gewaltigen Flutwellen in mehreren südasiatischen Ländern mindestens 11 000 Menschen in den Tod gerissen. Tausende wurden verletzt.
Die Erschütterungen und Wassermassen richteten schwere Verwüstungen an. Das Beben mit einer von US-Geologen gemessenen Stärke von 8,9 auf der Richterskala brach am Morgen in zehn Kilometer Tiefe unter dem Meer westlich der indonesischen Insel Sumatra aus. Die heftigen Erdstöße lösten meterhohe Flutwellen (Tsunami) aus, die weit übers Meer bis an die auch von bei deutschen Urlaubern beliebten Küsten Malaysias, Thailands und Indiens rollten. Berichte über verletzte deutsche Urlauber lagen zunächst nicht vor.
Allein auf Sri Lanka vor der Ostküste Indiens starben mehr als 3500 Menschen in den Wassermassen, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf örtliche Beamte und Medienberichte. In Indien kamen mehr als 3000 Menschen ums Leben. Mehr als 1300 Bürger wurden verletzt, hunderte wurden noch vermisst. In Indonesien wurden mehr als 4400 Tote beklagt. Vor einem Jahr waren im iranischen Bam bei einem Erdbeben am zweiten Weihnachtsfeiertag 35 000 Menschen getötet worden.
In der stark betroffenen Provinz Aceh sei Panik ausgebrochen, meldeten die Behörden. Gebäude seien eingestürzt und Brücken beschädigt worden. Strom und Telefonverbindungen seien ausgefallen. Menschen seien in Panik aus ihren Häusern geflüchtet, als mehr als fünf Meter hohe Wellen auf die Dörfer zu rollten.
Für viele Fernreisende wurde der Weihnachtsurlaub zum Albtraum. Im Süden Thailands, darunter auf der auch unter Deutschen beliebten Ferieninsel Phuket, fanden mindestens 118 Menschen den Tod. Das Auswärtige Amt richtete in Berlin und den Botschaften der betroffenen Länder Krisenstäbe ein. Zudem ist eine Telefon-Hotline unter der Nummer 030-5000 1000 geschaltet. Zumindest Reiseveranstalter TUI meldete gestern, alle mit ihm auf die Malediven und nach Sri Lanka gereisten Urlauber seien unverletzt. Keinen Überblick gab es gestern Abend über die Situation der Touristen in Thailand. Die Wassermassen überfluteten ganze Orte in der Region, zahlreiche Häuser wurden zerstört, Boote kenterten, Autos wirbelten durch die Fluten. Tausende von Menschen wurden obdachlos. Der thailändische Regierungssprecher Jakrapob Penkair sagte, am härtesten sei die noch unzugängliche Insel Phi-Phi zwischen Phuket und dem Festland betroffen.

Artikel vom 27.12.2004