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Gesundheit größtes Geschenk

Armine Detlev Dammeier feiert Heiligabend bei seinem kranken Vater

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Hinter diese Türen dürfen nur wenige schauen: Detlev Dammeier und seine Familie wagten im Advent einen Blick in die Backstube des Weihnachtsmanns. Für die Töchter des Arminia-Fußballers, Lisa und Lea, ein faszinierendes Erlebnis. Der Bielefelder Konditor Günter Kraume hatte die Dammeiers dazu eingeladen, dem hauseigenen Schoko-Santa Claus seinen schwarz-weiß-blauen Anstrich zu verleihen.
Detlev Dammeier (36) geht seinen eigenen Weg. Noch ist er für Arminia-Trainer Uwe Rapolder als Spieler unverzichtbar.

Seit Jahren bieten die Kraumes in ihrem traditionsreichen Familienbetrieb Weihnachtsmänner in den Arminia-Farben an. Zwar können auch Weihnachtsmänner in Rot-Weiß gekauft werden, doch wer sich für die schwarz-weiß-blauen Röcketräger entscheidet, bekennt damit sogar in der fußballlosen Zeit Farbe für den Bielefelder Fußballclub.
»Jeder Einzelne wird handbemalt«, lässt Konditor Kraume nicht unerwähnt. Bereits ab Oktober gehen die Arminia-Weihnachtsmänner in Produktion, jeder einzelne Schritt hin zum fertigen Schoko-Santa Claus wird in liebevoller Kleinarbeit in den Katakomben der Konditorei vollzogen. Und weil die Dammeier-Töchter Lea und Lisa den Kraumes beim Anpinseln so schön geholfen haben, durften sie zur Belohnung je einen ganz großen Arminia-Weihnachtsmann mit nach Hause nehmen. »Die sind ja fast zu schade, um sie zu essen«, sagte Mutter Claudia Dammeier.
Vielleicht wäre der DSC-Santa Claus ein schönes Geschenk für Papa Günther Dammeier, der gesundheitlich zuletzt nicht auf Ballhöhe war. Stadthagen statt Steinhagen - »meinem Vater zuliebe feiern wir Heiligabend statt bei uns zu Hause in Steinhagen dieses Jahr bei ihm«, sagt Sohn Detlev, der sich darauf freut, »über die Feiertage endlich mal ausgiebig Zeit für meine Familie« zu haben. Christbaum, Geschenke, Kirche - die Dammeiers feiern Jesus' Geburtstag kaum anders als die meisten deutschen Familien. Weil Verwandtenbesuche ebenfalls zum Festtagsprogramm zählen, und weil Claudia Dammeiers Familie in Magdeburg lebt, steht auch ein Besuch in Ostdeutschland auf dem Feiertags-Plan. »Daran wird ein kurzer Urlaub angeschlossen«, freut sich der gestresste Profi auf erholsame Tage in Mecklenburg.
Sein Fernstudium in Sportmanagement wird Detlev Dammeier über die Feiertage ruhen lassen, Gedanken an die Karriere nach der Karriere werden ihn dennoch beschäftigen. Jahrgang '68 - Dammeier ist mit 36 Arminias ältester Aktiver. »Dass ich am Ende dieser Saison als Spieler den Verein wechsele, kann ich zu 99 Prozent ausschließen. Aber wenn wir in Ostwestfalen bleiben, müsste sich mir eine längerfristige Perspektive bei Arminia bieten.«
Detlev Dammeier macht 2005 seinen Trainerschein. »Jugend- oder Amateurarbeit, sportliche Mitorganisation - Ideen, die bisher nur in meinem Kopf existieren.« Einen Gedankenaustausch mit einem Cluboberen, beispielsweise Sportchef von Heesen, hat es noch nicht gegeben. Dammeier könnte sich sogar vorstellen, für Arminias Amateure zu spielen und daneben als Funktionär für den DSC zu arbeiten.
Sicher ist, dass sich seine Zukunft zwischen Arminia, für die er seine fünfte Saison spielt, und VfL Wolfsburg, für den er acht Jahre am Ball war, entscheiden wird. »Die Tendenz geht zur Arminia«, sagt Dammeier. Fest steht auch, dass seine Frau in diesen Dingen ein gewichtiges Wort mitsprechen wird. Detlev Dammeier sagt: »Sie ist es, die mich antreibt, mit dem Fußball weiterzumachen.« Weil Lea (5) im Sommer den Kindergarten verlässt und Lisa (9) von der Grund- zu einer weiterführenden Schule wechselt, ist der Zeitpunkt für eine langfristige Entscheidung dann günstig.
Wolfsburg oder Bielefeld - wo auch immer die Dammeiers ihre Zukunft verbringen werden, über eines ist sich der Arminia-Alterspräsident im Klaren: »Mein Job, so wie ich ihn aktuell ausübe, ist das Beste, was mir passieren kann«, sagt Detlev Dammeier. Dass er mit 36 Jahren noch so gut in Form ist, wird er in weihnachtlicher Atmosphäre unterm Baum als besonders kostbares Geschenk betrachten.

Artikel vom 24.12.2004