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Stets beliebt: Der Absacker danach

Nach der Bescherung in die City


Von Thomas Bertz (Text und Foto)
Bielefeld (WB). Es begab sich aber zu der Zeit, da Eberhard David Statthalter von Bielefeld war, dass die Menschen das »Fest der Liebe« feierten. Ein jeder ging ins Haus seiner Familie, um Weihnachten zu feiern. Doch so endet das moderne Weihnachtsfest nicht, die Geschichte geht anders weiter.
Denn für viele junge Menschen gehört der Absacker mittlerweile zum Fest wie das Weihnachtsevangelium nach Lukas, der Tannenbaum oder das Weihnachtslied. Nach der Feier mit der Familie geht's in die Stadt. Auch in diesem Jahr machten sich wieder viele auf.
»Das ist ein wichtiger Tag für die Gastronomie« erklärt der Betriebsleiter im »House of America«, Jan Kollmeyer, der seinen Gästen ab 20 Uhr die Pforten öffnete. Das Publikum trudelte indes viel später ein. So lange konnte sich »Kolli« um die Motivation seiner Angestellten kümmern, auch wenn es ein Leichtes war, Mitarbeiter für die besonderen Stunden zu finden: »Die Aussicht auf ein höheres Trinkgeld lockt. Trotzdem hat jeder einen Weihnachtsmann als Motivation bekommen«, verrät der Kneiper vom Klosterplatz, der die Gäste mit den normalen Freitagsangeboten lockte. Vor allem leckere Cocktails bestellten die meisten Gäste.
Die gab es auch im »Dockside« wenige Türen weiter. Im weihnachtlich-kitschigen Ambiente saßen größere und kleinere Gruppen von jungen und junggebliebenen Menschen und feierten Weihnachten auf ihre Art. »Jetzt heißt es erstmal von der Familie entspannen«, meint etwa Dennis (25), der zusammen mit seinen Freunden am Bier nippt. »Das gehört für mich zum Fest dazu«, sagt er.
So sieht das auch Julia. Sie hat sich mit ihren Freundinnen aus der Universität getroffen - und tauscht fleißig Geschenke aus.
Wem es in der Kneipe noch zu beschaulich war, dem boten Bielefelds Tanztempel genug Abwechslung vom weihnachtlichen Einerlei. »Wir machen bewusst nichts Weihnachtliches«, hieß es allerdings an den Türen diverser Diskotheken. Tanzen als Gegenprogramm. Egal ob rockiger Sound im »Ringlokschuppen« (hier verrät immerhin ein Weihnachtsbaum, dass Heiligabend ist), oder Housemusik im »Elephant Club«: Das Programm erfreute die Feierwütigen.
Und wer wirklich suchte, der fand auch in den angeblich nicht-weihnachtlichen Tanzstätten etwas vom »Fest der Liebe«: »Meinen Anzug habe ich gerade erst bekommen«, zeigte etwa BWL-Student Malte im neuen Club im Neuen Bahnhofsviertel stolz eines seiner Geschenke.
Und das sind nicht die einzigen Präsente des Abends. Nein, Weihrauch, Myrre und Gold werden zwar nicht gebracht. Es sind Getränke, die immer wieder für ein Glückstrahlen sorgen. Hirten kommen auch keine, aber es ist trotzdem ein schöner Heiligabend - eine moderne Weihnacht eben.

Artikel vom 27.12.2004