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In der »Stillen Nacht« im Dauereinsatz

Kirchdornberg: Küsterehepaar Kobusch sorgt für reibungslosen Ablauf der Gottesdienste

Von Elke Wemhöner
und Bernhard Pierel (Fotos)
Kirchdornberg (WB). Still wird sie gewiss nicht werden, die Heilige Nacht - dafür aber lang. »Bis wir ins Bett kommen, ist es wohl halb Zwei «, schätzt Annelie Kobusch. Das ist ein gesicherter Erfahrungswert, denn - tatkräftig unterstützt von Ehemann Friedrich-Wilhelm Kobusch - versieht sie seit 26 Jahren das Küsteramt in der evangelischen Peterskirche in Kirchdornberg.

Weihnachtszeit ist Hochzeit für Pfarrer und Küster. Die Menschen zieht es in die Gotteshäuser, voll besetzte Bänke sind die Regel. Doch mit entsprechendem Vorlauf bei den Vorbereitungen lässt sich das alles bewältigen. In der evangelischen Peterskirche hat Friedrich-Wilhelm Kobusch den Adventskranz bereits am vergangenen Montag abgenommen. Und den viereinhalb Meter hohen Weihnachtsbaum nicht nur an seinen Stammplatz gerückt, sondern auch noch »aufgerüstet«.
»Nach der bewährten Methode: Stamm anbohren und zusätzliche Zweige einsetzen«, verrät er verschmitzt. Auch das Schmücken ist sein Job. Mit Strohsternen und Goldlametta wurde der Baum herausgeputzt; drei elektrische Lichterketten sorgen für leuchtende Akzente. Am Heiligen Abend werden noch die von Kindern getöpferten Krippenfiguren darunter platziert.
160 Sitzplätze bieten die hellen Holzbänke im Kirchenschiff. Längst nicht genug für die vier Gottesdienste, die am Heiligen Abend in der Peterskirche gefeiert werden. 100 Stühle stellt Ehepaar Kobusch zusätzlich auf. »Und trotzdem reichen sie eigentlich nie«, stellt die Küsterin fest. Da ist Zusammenrücken angesagt. Und bei der Kinderchristvesper können die jüngeren Besucher auch auf dem Boden Platz nehmen. Dank Fußbodenheizung ist das sogar ein gute Alternative.
Wenn am Heiligen Abend Annelie Kobusch gegen 15 Uhr das Geläut startet, um zum Gottesdienst zu rufen, liegt schon eine Stunde Vorbereitungszeit hinter ihr. Und nach jedem Gottesdienst wiederholt sich an diesem Tag das Gleiche: Stühle und Bänke richten, die alten Programme einsammeln, neue auslegen, prüfender Blick über Baum und Krippe. Und je nach Wetterlage muss auch der Boden gefegt oder gar gewischt werden. »So schön der Schnee draußen für die Weihnachtsstimmung ist - drinnen macht er Arbeit.«
Das liegt an den empfindlichen Fußbodenplatten, die jeden Flecken übel nehmen. Nicht nur Kerzenwachs ist hier ein Problem. Auch frische Blumen, beliebtes »Streugut« bei Hochzeiten, müssen draußen bleiben. Annelie Kobusch ist deshalb auf eine geradezu geniale Idee gekommen: sie bietet den Brautpaaren an, die kircheneigenen Stoffblumen zu streuen. »Die fege ich anschließend auf, sehe sie einmal durch - und kann sie bei der nächsten Trauung wieder zur Verfügung stellen.«
Die Peterskirche, außen mit ihrem wehrhaften Turm aus dem 11. Jahrhundert durchaus trutzig anzusehen, nimmt den Besucher im Innern mit ihrer klaren, schlichten Ausgestaltung ein. Dabei setzen der Altar und die barocke Kanzel besondere Akzente. Dass sie obendrein immer bestens gepflegt ist, ist das Verdienst der Küsterin. Und wer mit ihr ins Gespräch kommt, bemerkt schnell, dass ihr und ihrem Mann viel an dem Gotteshaus liegt.
In das Küsteramt ist Annelie Kobusch sozusagen »hingerutscht«. »Wir suchten als junges Ehepaar eine Wohnung, und das Haus am Kirchplatz wurde gerade hergerichtet«, erinnert sich Friedrich-Wilhelm Kobusch. Der damalige Pfarrer Gerd Britze wollte dem jungen Paar gern ein Dach über dem Kopf bieten, wies aber auf die Bedingung hin: wenn der damals amtierende Küster aufhöre, gehe die Aufgabe an Kobuschs über.
Als es 1978 so weit war, schien es Annelie Kobusch wie eine gute Fügung. Denn dem Familienzuwachs, einer Tochter, zuliebe hatte sie ihren Beruf aufgegeben - und fand nun einen neuen. Und da der Ehemann handwerklich sehr geschickt ist, bekam die Gemeinde gleichzeitig einen Helfer, der kleine Reparaturen selbst ausführt und auch auf den reibungslosen Lauf der Turmuhren achtet.
Die Frage von Wanderern oder Dornberg-Besuchern »Gehören Sie zu der Kirche?« trifft die Sachlage genau. Und natürlich kommen Kobuschs der Bitte nach, das schmucke Gotteshaus für interessierte Menschen aufzuschließen. In der Gemeinde sehen sie sich als Mitglieder eines hervorragend funktionierenden Teams mit Pfarrer Andreas Biermann als Seelsorger.
Zurück zum Heiligen Abend: Nach der Vesper für die Kinder geht es Schlag auf Schlag weiter: 16.30 Uhr erste Christvesper, 18 Uhr die zweite. Dann ist etwas Pause, bis um 23 Uhr die Mitternachtsmesse beginnt. »Früher haben wir dann daheim die Bescherung gemacht«, berichtet Küsterin Kobusch. Jetzt, wo ihre Tochter selbst Familie hat, sind die Stunden bis 23 Uhr willkommen zum Abschalten. »Da muss man aufpassen, dass man nicht einnickt«, plaudert Annelie Kobusch aus dem Nähkästchen und ihr Mann nickt lachend.
Wenn die Mitternachtsmette vorbei ist und die Besucher müde heimgehen, heißt es für Kobuschs noch einmal zupacken und Ordnung schaffen für den nächsten Morgen. Einfach die Kirche zuschließen - das geht nicht: »Am 1. Weihnachtstag beginnt 10 Uhr der Gottesdienst. Und da wir auch Abendmahl feiern, sind die entsprechenden Gerätschaften bereit zu stellen«, so Annelie Kobusch.

Artikel vom 24.12.2004