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Mit dem Ballon über die Alpen

Der Bielefelder Jochen Greve verabschiedet ZDF-»Professor Capellari«

Von Rolf-Dieter Bock
Erster Feiertag ZDF, 21.40 Uhr:« Und tschüüsss, Hobbydetektiv Friedrich von Thun, die Mainzelmänner möchten »Die Verbrechen des Professor Capellari« nicht fortsetzen. Folgerichtig fällt »Der letzte Vorhang«. Das Drehbuch zum amüsanten und spannenden Finale schrieb der gebürtige Bielefelder Jochen Greve.
Ein »bisschen Agatha Christie«: Der Drehbuchautor Jochen Greve.

Vor drei Jahren hat Jochen Greve Heimatliches in einen Bremer »Tatort« mit Sabine Postel hineingepackt, seitdem heißt der Assitent der agilen Kommissarin eben »Stedefreund«. Auch Straßenamen kamen dem Bielefelder Zuschauer doch recht bekannt vor. So ist das nun mal bei dem in München lebenden freien Drehbuchautor, den es aber immer wieder zum Weihnachtsfest »in die Heimat« führt. An die Herforder Straße nämlich, an der noch immer seine Mutter wohnt. München, gut und schön, aber Bielefeld ist eben Heimat. Und so hat ihn, nachdem er gefragt wurde, ob er denn das letzte Buch für »Capellari« schreiben wolle, auch wieder Ostwestfälisches inspiriert. Ein Wasserschloss, hierzulande nicht eben selten, musste es sein. »In Süddeutschland war das extrem schwierig«, sagt Greve im Gespräch. Wasser und eine Leiche, so ein bisschen gruselig, das musste es schon sein. Nachdem die Produktion an die 90 Schlösser im Süden gecheckt hatte, wurde schließlich auf Schloss »Dennenlohe« bei Dinkelsbühl an der Romantischen Straße gedreht.
Und die Geschichte? »Die geht so in Richtung Agatha Christie«, sagt Greve, »ich habe alles reingepackt, was dazu nötig ist.« Also: schaurige Gänge, geheime Türen, eine verschwundene Leiche, ein düsterer Teich, knorrige, verschlossene Leute und dergleichen mehr. Das Ganze natürlich mit Humor gewürzt. »Dieser Film ist nicht so ernsthaft, er soll nett sein und Schwung haben«.
Außerdem erscheint der Autor auch selbst in der letzten Folge. Und zwar in der 50. Minute, wenn Sissy Höfferer an der Hotrelrezeption steht, huscht er schnell vorbei. Großes Vergnügen hat er dabei gehabt, sagt er. Im übrigen sieht er diese Folge als »Familienproduktion«. Seine Frau ist für die Maske verantwortlich, sein Freund Thomas Jauch führt (wieder einmal) Regie, dessen Bruder hat die Musik beigesteuert. Der Produzent Stefan Schulz-Dornburg spielt den Bürgermeister. Nur die zehnjährige Tochter Greves, Emma, war diesmal nicht dabei. Sie wollte nicht, und »wir wollen kein Filmkind aus ihr machen«. Eine völlig andere, aber ziemlich gewichtige Rolle im »letzten Vorhang« spielt Sabine Postel und auch der gebürtige Mindener Eckhard Preuß ist dabei.
Zur Zeit arbeitet Jochen Greve, der eigentlich lieber Thriller ersinnt, an zwei neuen »Tatorten«, einer für Bremen, der andere für die Kölner. Anfang 2005 ist im ZDF eine von ihm geschriebene Folge für die Krimireihe »Das Duo« zu sehen, eine »eigenwillige Bigamisten-Geschichte«. Den Abschied des »Professor Capellari« verrät er übrigens: »Eigentlich müsste Friedrich von Thun gegen die Sonne reiten. Das ging aber nicht, also entschwindet er mit dem Ballon über die Alpen«. Dieser Ballon spielt natürlich schon am Anfang eine Rolle, denn es geht um tödliches Theater.

Artikel vom 24.12.2004