22.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Fünf Prozent weniger Patienten

Die anfangs umstrittene Praxisgebühr ist für Ärzte und Kassen längst Routine


Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). Die Unkenrufe wollten kaum verstummen, als vor gut einem Jahr die Praxisgebühr eingeführt wurde. »Mittlerweile ist alles Routine«, sagt Dr. Claudia Kramer, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Bielefeld. Allerdings: Die Zahl der Arztbesuche ist um gut fünf Prozent rückläufig. »Dieser bundesweite Trend lässt sich durchaus auch für Bielefeld bestätigen«, erklärt Hartmut Baumgärtner, Regionaldirektor der Innungskrankenkasse.
»Alles läuft sehr geordnet ab«, berichtet Claudia Kramer über die Erfahrungen ihrer Kollegen. Die meisten Patienten wüssten längst, dass Überweisungen am besten über den Hauarzt laufen. So könnten Mehrfachzahlungen verhindert werden.
Baumgärtner belegt den Patientenrückgang mit Zahlen aus der gesetzlichen Krankenversicherung. Danach verzeichnete die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) in den ersten drei Quartalen dieses Jahres ein Minus von 4,8 Prozent bei den Arztbesuchen gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum, der Verband der auch in Bielefeld starken Betriebskrankenkassen ein Minus von 5,4 Prozent, die Innungskrankenkasse liegt bei minus 6,2 Prozent, und von den Versicherten der Angestellten-Krankenkassen DAK und Barmer gehen 4,8 Prozent weniger zum Arzt.
»Die Entwicklung führt bei uns zu Kostenentlastungen«, erläutert Baumgärtner. Die müssten aber nicht unbedingt auf die einzelne Arztpraxis durchschlagen. Die Zahl der Bagatellfälle sei deutlich gesunken. »Das Schnupfenmittel holen sich die meisten direkt in der Apotheke.« Die schweren Fälle, die auf teure Medikamente angewiesen seien, seien aber geblieben. »Und die können schnell aufs Praxisbudget durchschlagen.«

Artikel vom 22.12.2004