03.01.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Nicht dass ich wüsste,
sagen nur die Lügner«

Bielefelder Juristen und ihre Sprüche des Jahres 2004

Da soll noch jemand sagen, Humor in deutschen Gerichtssälen sei so fehl am Platz wie Schnee in der Sahara. Wenn es auch manchen Laien kaum vorstellbar scheint: Es gibt sie, die Neigung zu bissigen Bemerkungen oder zu sarkastischen Spitzen. Nicht selten sorgen Richter, Staats- und Rechtsanwälte auch für recht unbequeme Wahrheiten - die »Sprüche des Jahres 2004« sind ein hervorragender Beweis. Die Zusammenstellung des 18. Jahrgangs dieser juristischen Stilblüten erhebt selbstverständlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ist in ihrer Reihenfolge (mehr oder weniger) zufällig.

Kirsten Reichmann: Wenn ich nichts habe zum Messen, dann kann ich auch keinen Knickstrahl messen.
Holger Rostek: Kilo ist Kilo, da gibt's nichts zu diskutieren.
Hermann Schulze-Niehoff: Ich muss mir von einem Anwalt nicht alles bieten lassen.
Astrid Salewski: Ich gesteh' ganz ehrlich, ich verstehe davon nichts.
Thomas Funcke: Ich mache keine Taschenspielertricks, das habe ich nicht nötig.
Holger Rostek: Die Menge wiegt schwer.
Reinhard Kollmeyer: Ob der verhindert ist . . . Man hat den Eindruck, der muß die bundesdeutsche Wirtschaft retten.
Ulrich Kraft: Ich gebe zu, das Alibi ist nicht so ausgefallen, wie ich das wollte. Aber ein Stück Alibi ist es.
Christian Friehoff: Zumindest bis zu diesem Punkt ist es wie im Fernsehen.
Hans-Dieter Dodt: Wir werden uns wieder durchwurschteln müssen.
Volker Sprute: Es geht nicht darum, sich hier Freunde zu machen.
Zeuge: Ich war früher Küchenmeister in einer psychologischen Verteidigungsschule . . . Ich war Koch in einer Bundeswehrkantine.
Jürgen Breiler: Tun Sie mir einen Gefallen: Wenn Sie eine Frage haben, bitte auf Deutsch. Französisch ist bei mir nicht so viel.
Hans-Dieter Dodt: Bei Vögeln scheinen die Männer widerstandsfähiger zu sein.
Reinhard Kollmeyer: Sie sind vergeblich gekommen, aber nicht umsonst.
Wolfgang Korte: Die Kammer läßt sich durch die Ankündigung von Beweisanträgen nicht schrecken.
Joachim Stollberg: Das sind hilflose Beweisanträge, die können nur Mitleid für den Angeklagten erregen. Es ist geradezu erstaunlich, dass Sie dafür zwei Stunden gebraucht haben.
Hermann Schulze-Niehoff: Herr Stollberg hat schon die Kampfkleidung angelegt.
Holger Rostek: Es will sich keiner mit Prostitution die Wahlchancen verderben lassen.
Jutta Albert: Was blieb ihnen anderes übrig, als umfassend die Hosen herunter zu lassen?
Wolfgang Korte: Bielefeld ist nicht gerade Paris oder so.
Hans-Dieter Dodt: Alle ihre Ausführungen sind sehr lichtvoll.
Eckard Baade: Ich überreiche eine Räuberpistole.
Wolfgang Korte: Um ehrlich zu sein, ich habe schon kleinere Pistolen gesehen.
Reinhard Kollmeyer: Wir werden hier ein bißchen länger sitzen. Da kann man es sich ruhig ein wenig gemütlicher machen.
Marco Wibbe: Ich schaff's nicht, eine Mikrowelle zu zerdeppern.
Wolfgang Korte: Nach Beratung geläutert - und so weiter und so fort - gibt die Kammer folgenden rechtlichen Hinweis . . .
Holger Rostek: Mein Rekord waren vor kurzem 141 Stiche, davon 27 in den Kopf. Da sagt man: Was für ein Monster!
Wolfgang Korte: Kurt Tucholsky hat gesagt, wenn ein Geständnis als strafmildernd bewertet wird, ist das die Erkenntnis fauler Richter.
Christian Friehoff: Wenn alle Kinder von Eltern, die sich trennen, klauen gehen würden, wären die Regale leer.
Jutta Albert: Wir haben uns vor der Sitzung die Ohren gewaschen, aber sie sollten nicht so leise reden.
Reinhard Kollmeyer: Das Denkspektrum über das Verhalten junger Leute muß man wohl erweitern.
Wolfgang Korte: Und wie kommt man an so 'nen Dealer?
Kirsten Reichmann: Ich bedanke mich im Namen der Staatskasse.
Jutta Albert: Meinen Sie im Ernst, dass ich so saublöd bin? Ich mache mir die Hose nicht mit der Kneifzange zu.
Hermann Schulze-Niehoff: Das ist heute nicht das Zentrum unserer Ermittlungen.
Hans-Dieter Dodt: Besser als wir weiß es keiner.
Wolfram Schmidt: Hoffentlich ist das Fußballspiel heute abend besser als meine Verhandlungen.
Hans-Dieter Dodt: Es ist nicht das überbordende Interesse an unserer Verhandlung. Es sind nur Rechtsanwälte, die vereidigt werden.
Jutta Albert: Wir haben unten viele bunte Zellen.
Joachim Grunsky: »Nicht dass ich wüsste«, das sagen nach meiner Erfahrung immer die Leute, die lügen.
Carl-Friedrich Brinkmann: Was heißt »Ja, aber«? Sagense erstmal ja, zum Aber kommen wir gleich.
Jutta Albert: Ich läge mit zwei Promille unterm Tisch.
Klaus Schmitz: Vor Gericht und auf hoher See sind Sie in Gottes Hand, das ist Ihr Prozessrisiko.
Joachim Grunsky: Ich möchte sie bitten, mir nicht zu erklären, was ein Proxy-Server ist.
Gerhard Richtersmeier: Der Angeklagte? Nicht. Der Verteidiger? Auch nicht.
Reinhard Kollmeyer: Ob Sie Revision einlegen, ist dieser Kammer wurscht.
Ralf Diewitz: Auf Rechtsmittel wird verzichtet. Ich erkläre das, er muss nur nicken.
Hermann Schulze-Niehoff: In meinem Gerichtssaal passiert das, was ich sage. Ich bin der Vorsitzende.
Peter Wüller: Das Gericht wird sich ganz schön strecken müssen, um zu einer Bewährungsstrafe zu kommen.
René van Münster: Für das, was Sie hier abziehen, gibt`s ein bis 15 Jahre Knast.
Tanja Breiler: Ich habe mich schon gewundert, wie man im August und Dezember eines Jahres zwei Kinder zur Welt bringen kann.
Hermann Schulze-Niehoff: Sie kennen doch den Spruch, »Juristen versuchen Probleme zu lösen, die es ohne sie nicht gäbe«.
Reinhard Kollmeyer: Da hinten kriegt man blaue Flecken am Hintern.
Reinhard Kollmeyer: Bleiben Sie doch sitzen, wir sitzen doch auch.
Silke Wieskus: Wir sind in einem Rechtsstaat. Es gibt Rechtsmittel. Es gibt eine Sprache, und Ihre ist nicht angemessen.
Tanja Breiler: Es gab sozusagen Ärger im Revier.
Carl-Friedrich Brinkmann: Das ist ziemlich viel dummes Zeug, was Sie da erzählen.
Joachim Grunsky: Vor Gericht gilt nicht bloßes Nasenzählen.
Klaus Schmitz: Fangen wir an. Erzählen Sie was aus Ihrem Leben.
Wolfgang Korte: . . . und für die Staatsanwaltschaft Staatsanwalt Frenzel. - - - - natürlich Rechtsanwalt Brendel. Da sitzt er und sagt nichts.
Werner Scheck: Textilien ziehen wir uns an, Polster setzen wir uns drauf.
Karl-Peter Jostmeier: Als Staatsanwalt denkt man manchmal böse.
Uwe Jürgens: Die Feuerwehr kommt auch nicht, wenn Sie denen nur Ihre Angst vor dem Feuer erklären.
Werner Scheck: Für die Kohle als Pflichtverteidiger kommt der Anwalt nicht.
Karl-Peter Jostmeier: Fünf Esel sind nicht schlauer als einer.
Astrid Salewski: Das ist hier keine Kasperveranstaltung wie im Fernsehen.

Artikel vom 03.01.2005