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König Fußball
auf dem Thron

Die EM war der TV-Hit des Jahres

Hannover (dpa). Fußball, Fußball und nochmals Fußball: Der Deutschen liebste Sportart war für die Fernsehsender auch im Olympia-Jahr der Quotenrenner. Gleich neun Live-Übertragungen von der Fußball-Europameisterschaft in Portugal führen 2004 die Top Ten der meistgesehenen Sportsendungen an.

Von 24,74 Millionen Zuschauern wie beim Endspiel zwischen Griechenland und Portugal konnten selbst Quoten-Könige wie Günther Jauch und Thomas Gottschalk nur träumen. Auch wenn Rudi Völlers Team sich in Portugal blamierte und vorzeitig abreisen musste, war die EM-Begeisterung riesig.
Gleich drei Mal wurde während des Turniers die Schallmauer von 20 Millionen TV-Zuschauern durchbrochen. Zum Vergleich: 2003 kam das EM-Qualifikationsspiel Deutschland - Schottland als Fernseh-Hit des Jahres »nur« auf 15,18 Millionen Fans.
Selbst die Olympischen Spiele zur besten Sendezeit hatten gegen König Fußball keine Chance. Die Eröffnungsfeier landete mit 12,92 Millionen als beste Nicht-Fußball-Sendung auf Platz zehn der Rangliste. Die erfolgreichste Sport-Übertragung aus Athen war überraschenderweise nicht Schwimmen oder Leichtathletik, sondern Pferdesport.
8,20 Millionen Menschen sahen, wie die deutschen Springreiter die Gold-Medaillen gewannen, die sie später dann wegen einer nicht angemeldeten Medikation von Ludger Beerbaums Pferd Goldfever zurückgeben müssen.
Zu den Verlierern des TV-Jahres gehört vor allem die Formel 1. Im Vorjahr noch mit vier WM-Läufen in den Top Ten, wurden Weltmeister Michael Schumacher und seine Kollegen beim Quoten-Rennen ausgebremst und erzielten als bestes Ergebnis nur Platz 18 mit der Übertragung aus Bahrain (11,34 Millionen).
Einen tiefen Absturz bei der Fernseh-Reichweite erlebte mit dem Skispringen die zweite von RTL übertragene Sportart: Im Vorjahr war die Sendung aus Garmisch-Partenkirchen die vierterfolgreichste TV-Übertragung, dieses Mal reichte es für das Neujahrsspringen nicht einmal zu einem Platz in den Top 50. Auch der einstige Quoten-Garant Boxen zieht nur noch selten. Nur der WM-Kampf zwischen Sven Ottke und Armand Krajnc (9,62 Millionen) schaffte es in die Top 100.
Als Gewinner des Jahres fühlen sich vor allem ARD und ZDF. Die beiden öffentlich-rechtlichen Sender wucherten mit ihren attraktiven TV-Rechten und haben »im Sportsommer 2004 ihre Stärken ausgespielt«, wie NDR-Intendant Jobst Plog es ausdrückte: »Bei Spitzenereignissen wie den Olympia, der Fußball-EM und der Tour de France haben wir ausführlich und hintergründig berichtet.«
Glücklich zeigte sich auch der Privatsender Sat.1, der von den großen vier TV-Anstalten das kleinste Sport-Angebot hat. Immerhin platzierten sich zwei Champions-League-Spiele unter die 20 Top-Sportsendungen. »Wir sind sehr zufrieden mit den Ergebnissen«, sagte Sat.1-Sportchef Albrecht Schmitt-Fleckenstein.

Artikel vom 23.12.2004