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Der Mäusebussard


Ein Greifvogel in Größe einer Krähe, der am Himmel kreist - das ist in unserer Region fast immer ein Mäusebussard. Mit seinen breiten Flügeln nutzt er die aufsteigenden Luftströmungen, die Thermik, über freien Flächen zum energiesparenden Segelflug. Dabei richtet er seine Augen zum Boden und sucht ihn nach geeigneter Nahrung ab.
Das sind bevorzugt kleine Säugetiere, zum Beispiel Feldmäuse. Aber auch große Insekten, Frösche, Jungvögel und hin und wieder selbst Junghasen stehen auf dem Speisezettel. Häufig sitzt der Bussard auch an Straßen auf Pfosten oder Bäumen. Dabei späht er nach Tieren aus, die von Autos überfahren worden sind. Gelegentlich wird der Mäusebussard selbst zum Opfer, wenn er die toten Säuger aufnehmen will. Im Winterhalbjahr kann der Naturfreund diese Greifvogelart auf Feldern sitzen sehen. Dort sind sie auch auf der Jagd - nach Regenwürmern.
In Bielefeld wird der Bestand auf 85 bis 95 Paare geschätzt; in Westfalen werden es 5 400 bis 11 000 sein. Damit sind Mäusebussarde neben den Turmfalken die am häufigsten vertretenen Greifvogelarten. Seine Anpassung an kleine Jagdbeute, die beinahe überall verfügbar ist, und die offenen Agararlandschaften in der Umgebung unserer Städte geben zusammen gute Lebensbedingungen.
Für seinen Horst braucht der Mäusebussard den Wald - und dazu reichen ihm auch die kleinen Bauernwäldchen im Ravensberger Hügelland. Zwei bis drei weißlichbraun gefleckte Eier legt das Weibchen, das äußerlich genauso aussieht wie das Männchen und ebenfalls 50 bis 55 Zentimeter groß ist, in das aus Ästen und Zweigen gebaute Nest. Fünf Wochen brütet es, dann schlüpfen die Jungen. Und nach sechs Wochen ist der Nachwuchs bereits flügge. Die Horste sind sehr stabil, werden auch häufig über Jahre hinweg genutzt. Wenn der Mäusebussard es aufgibt, finden sich schnell »Nachmieter«: zum Beispiel Waldohreulen.
Die heimischen Bussarde sind zum Teil im Herbst etwas weiter gen Süden gezogen. Die Tiere, die Spaziergänger jetzt beobachten können, sind meist Zuwanderer aus nördlichen Bereichen.

WESTFALEN-BLATT und Naturschutzbund (NABU) Bielefeld stellen in dieser Serie Vögel vor, die in Ostwestfalen ständig oder vorübergehend leben. Biologe Dr. Wolfgang Beisenherz und Redakteurin Elke Wemhöner porträtieren in der nächsten Folge am Dienstag Die Türkentaube

Artikel vom 23.12.2004