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Spannungsverhältnis
ist nun bald beendet

Max-Ernst-Museum wird im Frühjahr 2005 eingeweiht

Von Gerd Korinthenberg
Brühl/Köln (dpa). Das weißgetünchte Haus, in dem der Künstler Max Ernst am 2. April 1891 im rheinischen Brühl geboren worden ist, duckt sich beinahe bescheiden vor der Fassade des Barockschlosses Augustusburg.

Ein Vierteljahrhundert lang pflegte die Provinzstadt zwischen Bonn und Köln eher halbherzig mit einem winzigen Max Ernst- Kabinett die Erinnerung an ihren »größten Sohn«. Aus dem Schatten der bedeutenden Kunstmuseen in den beiden Nachbarstädten tritt Brühl nun am 23. April 2005, wenn das neue, repräsentative Max Ernst Museum eröffnet wird. Damit dürfte auch das spannungsvolle Verhältnis zwischen Brühl und dem 1976 gestorbenen Welt-Künstler, der von 1922 an in Paris zum wichtigen Protagonisten des Surrealismus um André Breton geworden ist, ein gutes Ende gefunden haben.
Behutsam hat der Kölner Architekt Thomas van den Valentyn ein klassizistisches Gebäude mit bewegter Vergangenheit umgestaltet. Der U-förmige Baukörper des zweigeschossigen Hauses von 1844 wurde sorgfältig erhalten. Ein zwischen die Gebäudeflügel geschobener Glas-Stahl-Kubus, einladend-transparenter Eingangstrakt, ruht auf einem scheinbar schwebenden Freiluft-Plateau.
Weitgehend chronologisch soll auf etwa 2400 Quadratmetern in dem für zwölf Millionen Euro errichteten Gebäude das Werk Max Ernsts zwischen Dadaismus in Köln und Weltgeltung in den USA und Paris präsentiert, aber auch in einzelnen Schwerpunktthemen vertieft werden. Die monumentale Bronzeskulptur »Capricorne« als das plastische Hauptwerk Ernsts hat gerade im Haus ihren Platz gefunden. Besonderer Stolz der Sammlung sind gut 60 Skulpturen aller Schaffensphasen des Künstlers, die eine von der Stadt, dem Landschaftsverband Rheinland und der Kreissparkasse Köln gebildete Stiftung Max Ernst unlängst aus dem Nachlass des Surrealisten erwerben konnte.
Fast vollständig sind Ernsts Arbeiten auf Papier, seine revolutionären Collagen und die innovativen Frottagen, surreale Durchreibebilder, im Hause. Eine Auswahl aus den 1200 Radierungen, Lithographien, Buch- und Mappenwerken, wird - konservatorisch perfekt - im Dämmerlicht der ehemaligen Séparées des Ex-Vergnügungslokals gezeigt: Statt sündiger Lust herrscht nun »Loplop«, das geheimnisvolle Vogelwesen des Künstlers, in den neuen alten Räumen in Brühl.

Artikel vom 22.12.2004