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Paderborner Paar bleibt
Weihnachten in Haft

Hoffnung auf Freilassung zum Fest hat sich zerschlagen

Von Christian Althoff
Paderborn (WB). Die Hoffnung auf eine Freilassung vor Weihnachten hat sich zerschlagen. Das Paderborner Ehepaar Marion (53) und Günter Grumbach (48) wird wohl auch die Festtage im Abschiebegefängnis von Manila verbringen.
Marion und Günter Grumbach leben seit 23 Monaten unter erbärmlichen Bedingungen.

Die beiden waren Ende der 90er Jahre auf die Philippinen ausgewandert und hatten eine Tauchschule eröffnet. Vor annähernd zwei Jahren, im Januar 2003, war das Ehepaar wegen angeblicher Verstöße gegen Visumsbestimmungen festgenommen worden. Seitdem sitzen die Paderborner unter Bedingungen in Haft, die von Amnesty International als menschenunwürdig beschrieben werden. Ein Prozess ist dem Ehepaar bis heute nicht gemacht worden.
Noch vor acht Wochen hatten die Grumbachs geglaubt, ihre Freilassung sei nur noch eine Frage von Tagen: »Dr. Axel Weishaupt, der neue deutsche Botschafter auf den Philippinen, hatte sich unglaublich für uns eingesetzt. Sein Engagement hat sogar auf Botschafter anderer Länder abgefärbt, die sich jetzt verstärkt mit den Fällen ihrer inhaftierten Landsleute befassen«, berichtete Günter Grumbach gestern aus dem Gefängnis. Auf die Intervention des deutschen Botschafters hin habe der Chef der Einwanderungsbehörde eine elfköpfige Kommission eingesetzt, die zweifelhafte Fälle überprüfen sollte. »Groteskerweise wurden anschließend Drogenhändler, Diebe und andere Verbrecher freigelassen, während wir seit Tagen von offizieller Seite nichts mehr hören«, sagte der Paderborner niedergeschlagen. Die Hoffnung, Weihnachten doch in Freiheit zu erleben, hätten einige Häftlinge trotzdem noch nicht aufgegeben: »Sie haben seit Tagen ihre Habseligkeiten zusammengepackt, aber mit jeder Stunde nimmt die Zuversicht ab, doch noch freigelassen zu werden.«
Auch wenn der deutsche Botschafter bislang die Freilassung der Paderborner nicht erreichen konnte, sind die beiden ihm dankbar - auch, weil er es geschafft hat, dass Marion Grumbach nach elf Monate dauernden Schmerzen endlich zu einem Zahnarzt gebracht worden ist. »Allerdings nur ein Mal. Die übrigen drei Zahnarzttermine sind von den Wachen abgesagt worden, weil wir kein Schmiergeld zahlen konnten«, erzählt der 48-Jährige.
Weihnachten werden die Paderborner nicht feiern. »Es wird wieder so sein, dass einige Häftlinge für den 15-fachen Preis Rum oder Bier von den Wachen kaufen und sich betrinken. Dann wird es laute Schlägereien gebe, und etliche Häftlinge werden sich in einer Einzelzelle wiederfinden.« Dennoch bleibt Weihnachten für die Grumbachs ein Fest der Hoffnung: »Alles andere als Hoffnung würde uns hier verzweifeln lassen«, sagt Marion Grumbach.

Artikel vom 23.12.2004