22.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die verlegene Königin tanzte mit dem Kaiser

Weltfußballerin des Jahres: Zu den Klängen von Lionel Richie taute auch Birgit Prinz auf


Zürich (dpa). Als es selbst den »Kaiser« beim mitternächtlichen Konzert von Lionel Richie nicht mehr auf dem Sitz hielt, legte auch »Fußball-Königin« Birgit Prinz ihre Verlegenheit ab. Gemeinsam mit Franz Beckenbauer und Lothar Matthäus, der 1991 als bislang einziger DFB-Spieler die höchste Auszeichnung im Weltfußball erhalten hatte, tanzte die Weltklasse-Stürmerin des 1. FFC Frankfurt an ihrem Tisch zu den heißen Rhythmen des Superstars. »Das ist ein Höhepunkt in ihrer Karriere«, gratulierte Beckenbauer, der die Männer nun in der Pflicht sieht. »Sie kommen nur langsam aus den Startlöchern. Ich denke aber, dass wir mal wieder einen Gewinner haben werden.«
Wenige Stunden zuvor hatte Birgit Prinz bei der Gala des Internationalen Fußball-Verbandes etwas steif und ohne große Emotionen zum zweiten Mal nacheinander die Trophäe für die beste Spielerin aus den Händen von Michel Platini entgegen genommen. »Ich finde es sehr schwierig, sich in solchen Situationen angemessen zu verhalten«, verriet die in den schlichten deutschen Auswahlfarben weiß und schwarz gekleidete Torjägerin, die sich auf dem Rasen viel wohler fühlt.
Mit der Wahl zur Weltfußballerin des Jahres 2004 bescherte Prinz dem Deutschen Fußball-Bund ein unverhofftes Erfolgserlebnis. »Ihr Sieg beweist, welch herausragende Persönlichkeit sie ist. Es ist schön, dass eine Frau die Ehre des deutschen Fußballs gerettet hat«, sagte DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder, der das so genannte schwache Geschlecht stark im Kommen sieht.
Immerhin holte nach der Nationalmannschaft in diesem Jahr auch die U 19 den Weltmeistertitel. »Das bringt den Frauenfußball gewaltig nach vorn«, erklärte Mayer-Vorfelder. Nach Ansicht des DFB- Präsidenten haben sich die Frauen in der Spitze und gegen die jahrelangen Vorbehalte der Männer durchgesetzt. »Obwohl die Mitgliederzahlen ansteigen, sind sie in der Breite aber noch nicht so etabliert, wie es sein könnte«, stellte Mayer-Vorfelder fest.
Auch Birgit Prinz hat eine positive Entwicklung ausgemacht. »Die Mädchen werden früher gefordert und gefördert, das erhöht die Qualität. Bei der wachsenden internationalen Konkurrenz ist dies aber auch dringend nötig«, sagte die dreimalige Europameisterin, der um die Zukunft des Frauenfußballs nicht bange ist.

Artikel vom 22.12.2004