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Verantwortung
statt K(r)ampf

ARD und ZDF wollen wieder reden

Berlin (dpa). ARD und ZDF sind grundsätzlich zur Wiederaufnahme von Gesprächen über ihre Programme bereit. ARD-Programmdirektor Günter Struve sagte gestern, dass ARD und ZDF »von mir aus die mir sehr lieb gewordenen Runden zwecks Programmabsprache wieder aufnehmen könnten«.
»Lieb gewordene Runden«: ARD-Programmdirektor Günter Struve.Foto: dpa

ZDF-Sprecher Alexander Stock sagte dazu: »Wir waren und sind gesprächbereit.« Der Sender sei offen für Kommunikation, zumal dies ja besonders im Interesse des Zuschauers liege, wenn sich die beiden öffentlich-rechtlichen Sender in wichtigen Programmfragen einigen würden.
Der Streit der Sender hatte sich am vergangenen Mittwoch entzündet, als ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut seinem ARD-Kollegen angesichts der möglicherweise bevorstehenden Verlegung der »Tagesthemen« von 22.30 auf 22.15 Uhr »Kampfprogrammierung« vorgeworfen hatte. »Kampfprogrammierung heißt, gezielt gegen den anderen etwas einzusetzen«, sagte Struve. »Das tun wir nicht, unser Ziel ist: Verantwortungsprogrammierung.«
Struve nannte dafür das Beispiel 31. Dezember, an dem das Erste schon seit längerem den »Silvesterstadl« mit Karl Moik programmiert hätte. Dass das ZDF jetzt »Die große Andre-Rieu-Silvestergala« angesetzt hat, ist für Struve eine »Kampfprogrammierung«: »Der Rieu ist jetzt völlig neu draufgesetzt worden, weil das ZDF gesehen hat, dass es mit fiktionalen Programmen nicht hat landen können.«
Was passieren würde, wenn das ZDF seine Drohung, am Sonntag die Show »Johannes B. Kerner« gegen den ARD-Talk »Sabine Christiansen« zu setzen, wahr machen würde, meinte Struve: »Dann passiert es. Aber es wäre wenig souverän. Auch jetzt schon setzt das ZDF Unterhaltung gegen unseren politischen Talk, am Sonntag zum Beispiel die Gala »Sportler des Jahres«. Ich würde Kerner gegen Christiansen nicht begrüßen, aber meine Macht über das ZDF ist sehr begrenzt.« ZDF-Tests sollen ergeben haben, dass die Zuschauer am Sonntagabend lieber Kerner als Christiansen sehen würden.

Artikel vom 22.12.2004