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Qualitätsarbeit und freundlicher Service

Gérard-Markisen: Bekenntnis zur Ausbildung und Kritik an der Politik

Von Manfred Matheisen und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Der alteingesessene Handwerksbetrieb, der Metallbauer, der weltweit exportiert, das exklusive Fachgeschäft in der City: Der Mittelstand ist Rückgrat der Wirtschaft und Garant für die Zukunft. Das WESTFALEN-BLATT stellt in einer Serie erfolgreiche Mittelständler vor. Heute: Gérard Markisen.

Der Schauraum in dem Betrieb an der Altenhagener Straße ist picobello. Der Chef und seine Mitarbeiter tragen leuchtend rote Overalls. Die Philosophie des Fachbetriebes, den Gérard Szymanski (54) 1973 gründete, ist einfach und klar: »Wir wollen unseren Kunden ein angenehmes Leben bereiten.«
Rolläden und Jalousien, Markisen und Elektroantriebe, Balkonverkleidungen und Wintergartenbeschattungen umfasst das Angebot des Meisterbetriebes. Service wird groß geschrieben. Von der Beratung bis zur Montage ist alles in fachlicher Hand.
Der gebürtige Elsässer Gérard Szymanski hat seinen Beruf von der Pike auf gelernt: Die Gesellenprüfung legte er in Essen ab; in Ulm besuchte er die Meisterschule. Der Schritt in die Selbständigkeit vor gut 30 Jahren war für den Rolladen- und Jalousiebaumeister eine Zwangsläufigkeit: »Der Markt war einfach da!«
Mittlerweile sieht Szymanski die Situation seiner Branche mit wachem Blick durchaus kritisch. »In Spitzenzeiten gab es in Bielefeld 30 Betriebe, heute sind es nur noch drei.« Die Konkurrenz der Baumärkte und das Vordringen billiger Produkte nennt er als Gründe dafür, dass sich viele Unternehmen nicht halten konnten.
Unverständlich ist ihm die Entscheidung der Bundesregierung, in etlichen Bereichen, so auch bei den Rolladenbauern, den Meisterbrief abzuschaffen. Nach Zahlen des Bundesverbandes haben im laufenden Jahr nur neun Prozent der Existenzgründer in der Branche den Befähigungsnachweis vorgelegt. »Es geht nicht um den Titel, es geht um die Qualifikation«, sagt Szymanski. Besorgt ist er auch über die durch die Werbung verstärkte Tendenz, unbedingt und überall ein Schnäppchen machen zu wollen: »Geiz ist geil, das schafft keine Arbeitsplätze.« Gute Ware und qualifizierte Arbeit haben halt ihren Preis. »Manchmal fühle ich mich überflüssig«, sagt Gérard Szymanski.
Seit einem Urlaub in der Türkei reift in ihm der Plan, sich dort ein zweites Standbein zu schaffen. Im Winter, wenn hier keine Saison ist. Er sieht in der Türkei einen riesigen Nachholbedarf in seinem Produktbereich. Erste Kontakte über die Industrie- und Handelskammer hat er bereits geknüpft. »Ich könnte mein Fachwissen einbringen, dort neue Arbeitsplätze schaffen und damit den Konsum anregen.«
Die Vermittlung seiner Erfahrung ist Szymanski ein großes Anliegen. Trotz der Kosten bildet er deshalb auch aus. Zwei Lehrlinge arbeiten derzeit in seinem Sieben-Mann-Betrieb. Der Handwerksmeister vermeidet das große Wort von der gesellschaftlichen Verantwortung. Er sagt es einleuchtend und konkret: »Es ist ein Lebenswerk auszubilden. Und das gibt ein gutes Gefühl.«

Artikel vom 22.12.2004