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Vanessa Heyen (links) und Diana Amos setzten die gesanglichen Glanzlichter.

Schnörkellose »Musik zur Weihnacht«

»Teutoburger Liederkranz« und Gäste überzeugen mit traditionellen Interpretationen

Von Paul Siegfried Schulz
(Text und Fotos)
Brackwede (pss). Wer die »Christmas-Songs« der unterschiedlichsten Rock- und Popgruppen nicht mehr hören kann und will, der war am späten Sonntagnachmittag in der (fast) vollbesetzten Brackweder Bartholomäus-Kirche bestens aufgehoben.

Dorthin hatte der Männergesangverein »Teutoburger Liederkranz« zu seiner traditionellen »Musik zur Weihnacht« eingeladen. Und unter der Gesamtleitung von Paul-Gerhard Deutsch ein Programm auf die Beine gestellt, das ohne jeden Schnick-Schnack beste deutsche Weihnachtsmusik bot, gepaart mit klassischen Stücken großer Komponisten.
Als Gastsängerin hatte man Diana Amos engagiert, die extra aus Hamburg zu diesem Konzert angereist war. Bei ihren Soloauftritten wurde sie am Klavier sensibel von Willy Astroth begleitet, der einfühlsam mit seinem Klavier im Hintergrund blieb und Diana Amos den Vortritt ließ.
Und die ließ ihre Sopranstimme wirken, sang die bekanntesten deutschen Weihnachtslieder schnörkellos, ganz im traditionellen Stil und verzichtete - anders als im Programm angekündigt - auf »Silent night«, sondern sang »Stille Nacht, heilige Nacht.« Der Beifall war der Sängerin, die in Bielefeld seit ihrem Engagement am Stadttheater offenbar noch immer viele musikalische Freunde hat, gewiss.
»Premiere« feierte ein anderer Gast. Gustav-Adolf Lent, Organist der Senner Friedenskirchen-Gemeinde, war erstmals bei dieser »Musik zur Weihnacht« dabei. Und bewies, dass einer Orgel auch zarte, leise Töne zu entlocken sind. Großartig sein »Pastorale in F-Dur« von Johann Sebastian Bach. Da glaubte man stellenweise kaum, dass eine Orgel gespielt wird, so zart kamen die Klänge herüber. Das Publikum dankte mit reichlich Beifall.
Dass bei einem solchen Konzert die Harfe nicht fehlen darf, versteht sich fast von selbst. Meisterlich gehandhabt von Helene Schütz, erfuhr der Zuhörer, welch herrliches Instrument dies ist, wenn es großartig bespielt wird und die Akustik stimmt, wie in der Bartholomäus-Kirche. Und dies gelang - einmal mehr - Helene Schütz bei Stücken von Georg Friedrich Händel und Michail Glinka ebenso wie bei Domenico Scarlatti und Nino Rota. Auch ihr galt der verdiente Applaus.
Nicht zu vergessen natürlich der »Teutoburger Liederkranz«, dem Paul-Gerhard Deutsch ein Repertoire eingeübt hat, das sich hören lassen kann. Ob »Ehre sei Gott in der Höhe« oder »Hört der Engel Himmelslieder« - dem Männerchor gelangen auch schwierige Passagen. Beeindruckend auch »Frieden auf der Welt«, komponiert und am Klavier begleitet von Willy Astroth. Auch hier dankten die Zuhörer den gelungenen Beiträgen mit viel Beifall.
Den Abschluss bildte dann eine Art Potpourri modernerer Art, bei dem neben Diana Amos eine weitere Stimme zu hören war: Vanessa Heyen, Vocalstimme des »Teutoburger Liederkranz«, überraschte mit ihrem kräftigen Beitrag, der einen guten Kontrast zum Sopran der Opern- und Liedersängerin bot. Paul-Gerhard Deutsch begleitete beide Sängerinnen und den Chor mit kräftigem Klavierspiel.
Pastor Ulrich Meyer-Gieselmann war im Mittelteil des Programmes für den besinnlichen Wortbeitrag zuständig - und verzichtete auf pastorale Töne. Die Sterne waren sein Thema. Sterne, wie sie zur Weihnachtszeit und zum Weihnachtsfest dazu gehören, aber auch übertragen als Sinnbild des Lichtes in der Dunkelheit, als Orientierung und Wegweiser und gebracht in dem Begriff »Sternstunden des Lebens«.
Und er verlas zum Abschluss eine kleine Geschichte von Marie-Luise Kaschnitz, die in der Zukunft spielt. In einer Zukunft, in der das Weihnachtsfest und Sterne offenbar keine Rolle mehr spielen und ein kleiner Junge ungläubig bezweifelt, dass es »damals« Weihnachtsbäume gegeben hat und dass in ein Kind in der Krippe lag. Ein von ihm in einer alten Schachtel gefundener Weihnachtsstern hatte seine Fragen ausgelöst. Der Stern, alt und unanschaulich, landete dann im Müllschlucker, beobachtet von dem Jungen. Und der stellte überrascht fest, dass der Stern im dunklen Schacht des Müllschluckers leuchtete und nicht aufhörte, zu leuchten.
Dass »O du fröhliche« - gemeinsam mit dem Publikum gesungen - den Abschluss bildete, passt zu einer »Musik zur Weihnacht«, die hauptsächlich auf traditionelle Interpretation setzte. Ein gelungenes Gegengewicht zu dem, was in diesen Tagen so alles auf dem Radio herausschwappt.

Artikel vom 21.12.2004