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Lebendiges Konzert auf hohem Nivau

Eelco von Jordis musste absagen - Ehepaar Westenfelder sprang ein

Von Jutta Albers
(Text und Foto)
Senne (rs). Eingeladen hatte die Friedenskirchengemeinde am Sonntag zu einem außergewöhnlichen Advents-Kultur-Treff mit dem bekannten Bielefelder Sänger Eelco von Jordis. Am Abend zuvor musste der Künstler jedoch krankheitsbedingt absagen.

Dankenswerterweise sprangen kurzfristig Ulrike und Rolf Westenfelder ein und sorgten dafür, dass die Veranstaltung alles andere als ein Ersatzkonzert war. Es wurde vielmehr ein lebendiges, gelungenes Weihnachstkonzert auf hohem künstlerischen Niveau mit abwechslungsreichem Programm.
Hannelore Fink eröffnete es mit dem besinnlichen Choralvorspiel »Gelobet seist du, Jesu Christ« aus Johann Sebastian Bachs Orgelbüchlein und hatte für den ersten Programmkomplex noch die anspruchsvolle Fuga sopra Magnificat des gleichen Komponisten parat, die sie dynamisch facettenreich bis hin zum kraftvollen organo pleno mit dem Thema im Pedal spannend aufbereitete.
Eine Rarität hatten die Westenfelders ausgegraben mit »Lob und Preis sei Gott dem Vater«, dem Schluss des Magnificats für Sopran, obligate Flöte und Orgelbegleitung von Melchior Hoffmann, dem Nachfolger Telemanns als Leiter des Leipziger Collegium musicums.
Ulrike Westenfelders heller höhensicherer Sopran korrespondierte aufs Schönste mit dem ornamentenreichen Flötenpart von Rolf Westenfelder. In gleicher Besetzung und ebenfalls trefflichem Zusammenspiel erklang die Arie »Süßer Trost, dein Jesus kommt« aus einer Bachkantate. Schöner Ansatz und geschmeidige Tongebung fielen bei dem Flötisten auf, der instrumental geführte Sopran war von bestechender Klarheit auch in den Koloraturen des Mittelteils. Als dritte im Bunde agierte Hannelore Fink an ihrem Instrument wie gewohnt hochmusikalisch.
Gleiches kann man der Cellistin Liselotte Rosenberg bescheinigen, deren anspruchsvoller Solobeitrag das Präludium aus Bachs zweiter Solosuite war. Zusammen mit der versiert begleitenden Organistin musizierte sie, mit warmer, sonorer Tongebung und blitzsauber auch in den Doppelgriffen, eine viersätzige Sonate von Domenico Gabrielli.
Der Bologneser war ein berühmter Cellist seiner Zeit und der erste Komponist, der sein Instrument in konzertanten Stücken solistisch herausstellte. Beide erfreuten die Zuhörer noch mit zwei Sonatensätzen von Antonio Vivaldi, einem ausdrucksvollen Adagio und springlebendigem Allegro.
Etwas ganz Ausgefallenes hatte Annemarie Pollmann für ihre beiden Lesungen augesucht, eine Weihnachtsgeschichte von Bertolt Brecht »Die gute Nacht« und die märchenhafte, hintersinnig-heitere Tiergeschichte »Es klopft an Wanjas Tür in der Nacht« von Tilde Michels (übrigens das Weihnachts-Lieblingsgedicht von Ministerpräsident Wolfgang Clement).
Hannelore Fink zog noch einmal alle Register ihres beachtlichen Könnens mit einigen der satztechnisch herausfordernden kanonischen Veränderungen über den Choral »Vom Himmel hoch« von J.S.Bach, bis die Weihnachtsmusik mit Liedern zum Mitsingen aus dem Quempas-Buch - volkstümlicher weihnachtlicher Wechselgesang - ausklang.
Pastor Berthold Schneider bedankte sich bei den Künstlern mit Blumen.

Artikel vom 23.12.2004