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2004 war das Jahr des
deutschen Kinofilms

Jeder fünfte Besucher sah ein »heimisches« Werk

Hamburg (dpa). Auf so ein Jahr musste die deutsche Filmbranche lange warten: Werke der Autorenfilmer wurden mit vielen Preisen belohnt, und Komödien ließen die Kassen klingeln. Mehr als 30 Millionen Besucher lockten deutsche Produktionen vor die Leinwand - ein Marktanteil von mehr als 20 Prozent und das beste Ergebnis des letzten Jahrzehnts.
Zauberer »Gandalf der Weiße« (Ian McKellen) im »Herr der Ringe«: Der Film gewann 2004 elf Oscars. Foto: Warner

Die Grundlage für die gute deutsche Bilanz hat wieder einmal der komische Kauz aus Bayern gelegt: Michael »Bully« Herbig (36) sorgte zwei Jahre nach seinem Megahit »Der Schuh des Manitu« jetzt mit der Star-Trek-Parodie »(T)Raumschiff Surprise - Periode 1« für gute Laune bei mehr als neun Millionen Zuschauern. Das kunterbunte Lustspiel wurde nicht nur zum erfolgreichsten deutschen Film, sondern zum Kino-Hit des Jahres überhaupt.
Parallel dazu räumte der in Hamburg lebende Deutsch-Türke Fatih Akin (31) mit »Gegen die Wand« einen Preis nach dem anderen ab. Der Goldene Bär der Berlinale war nur der Auftakt: Den Hattrick komplett machte Akin mit dem Deutschen und dem Europäischen Filmpreis für das hoch emotionale Drama, das zudem noch einen sehenswerten Beitrag zur aktuellen Integrationsdebatte lieferte.
Nachdem der Österreicher Hans Weingartner mit der deutschen Produktion »Die fetten Jahre sind vorbei« auch den Bann des Festivals in Cannes gebrochen hat, sieht der Hobby-DJ Akin für sich gute Chancen, im Mai mit seinem neuen Werk aus der Musikszene in Istanbul in Frankreich dabei zu sein.
Mehr Besucher als »(T)Raumschiff Surprise« hatte im 52-Wochen-Vergleich der Filmförderungsanstalt in Deutschland nur »Die Rückkehr des Königs« als Abschluss von Peter Jacksons großer »Herr der Ringe«-Trilogie. Doch der Film, der in der Oscar-Nacht mit elf Auszeichnungen triumphierte, hat mehr als vier Millionen seiner insgesamt 10,4 Millionen Zuschauer bereits im vergangenen Dezember beeindruckt.
Bis Mitte Dezember konnten die deutschen Kinobetreiber nach Angaben der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen mehr als 115 Millionen Tickets verkaufen. Dass mehr als jedes fünfte davon Geld für eine heimische Produktion einspielte, ist nach Ansicht von Branchenkennern auf die richtige Mischung von Kunst und Kommerz zurückzuführen.
Zu den launigen Publikumslieblingen gehörten Otto Waalkes' »Sieben Zwerge - Männer allein im Wald« (6,3 Mio Zuschauer) und die Edgar-Wallace-Parodie »Der Wixxer« (1,8 Mio).
Die Deutschen standen aber auch bei der ganz jungen Zielgruppe mit »Lauras Stern«, »Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eule« und »Das Sams in Gefahr« ganz hoch im Kurs. Alle drei Produktionen schafften es über die Millionen-Marke.
Klasse und Masse vereinte der wichtigste deutsche Film des Jahres in sich, Oliver Hirschbiegels faszinierende Hitler-Studie »Der Untergang«. Feuilletons und Talkshows überschlugen sich, im Kino schauderten 4,5 Millionen Menschen angesichts der überragenden Leistung des Hitler-Darstellers Bruno Ganz.

Artikel vom 21.12.2004