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Die Stockente


Bis zum Frühlingsanfang sind es laut Kalender noch drei Monate, doch an einigen Gewässern kann der Naturfreund die Stockenten-Erpel, also die Männchen, schon jetzt bei der Balz beobachten. Dabei tauchen sie den Schnabel ins Wasser, schnellen dann mit dem Körper hoch und verspritzen mit dem Schnabel Wasser. Eine andere Variante: Der Erpel drückt seine Brust tief ins Wasser, reißt dann den Kopf hoch und verursacht einen Sprühregen. In beiden Fällen ertönt gleichzeitig ein heller Pfiff.
Flaschengrüner Kopf mit gelben Schnabel, weißer Halsring, rotbrauner Brustbereich und helles Gefieder am Körper mit schwarzen Schwanzspitzen machen das Stockenten-Männchen zum auffälligen Bewohner von Binnengewässern. Hat er eine Partnerin gefunden, bleibt er bis zur Eiablage im Frühjahr an ihrer Seite. Nicht aus Ritterlichkeit, sondern um Fremdverpaarungen zu vermeiden.
Für das Nest sucht das Weibchen (sandfarben-dunkelbraun geschecktes Federkleid, blau-schwarz-weißer Streifen am Flügel, orange-bräunlicher Schnabel, dunkler Längsstreifen am Oberkopf) gern einen Platz abseits des Gewässers. So kann es passieren, dass nicht nur im Innenhof der Universität oder des Bielefelder Landgerichtes, sondern auch auf einem Balkon im vierten Stock an der stark befahrenen Herforder Straße Stockenten ihrem Brutgeschäft nachgehen. Mit problematischen Folgen: Die Jungen (acht bis 14 können es sein) sind von Natur aus Nestflüchter, die sich selbständig ihr Futter suchen. Vom Balkon oder Flachdach gibt es für sie keinen »Ausweg«. Und auch aus den offenen Atriumbereich kommen sie nicht allein heraus.
Der Erpel geht derweil wieder seiner eigenen Wege. Gemeinsam mit Artgenossen schließt er sich zu Mausertrupps zusammen, wechselt in dieser Zeit auch das Gefieder und präsentiert sich nun in einem schlichter gefärbten Ruhekleid.
Unsere heimische Stockente ist die wild lebende Stammform der europäischen Hausente. Da diese sich auch mit der Stockente verpaaren, gibt es an beinahe jedem Parkgewässer Bastarde. Diese haben braune oder weiße Gefiederpartien und sind oft sogar gescheckt. In Stadtnähe hat sich aufgrund der Verpaarungen auch das Aussehen der Wildform verändert. Dies ist eine Entwicklung, die sowohl aus der Sicht von Jägern wie von Naturschützern nicht erwünscht ist.
WESTFALEN-BLATT und Naturschutzbund (NABU) Bielefeld stellen in dieser Serie Vögel vor, die ständig oder vorübergehend in Ostwestfalen leben. Biologe Dr. Wolfgang Beisenherz und Redakteurin Elke Wemhöner porträtieren in der nächsten Folge am Donnerstag den Mäusebussard.

Artikel vom 21.12.2004