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Sieben »Jürmker Streiche«

Bielefelder Fußball-Landesliga-Duo ging unterschiedliche Wege

Von Marco Twente
Bielefeld (WB). Vor dem ersten Spiel der Saison 2004/2005 hatten beide Bielefelder Landesligateams ein ähnliches Problem. Wichtige Spieler haben den Verein verlassen und somit ein mehr oder weniger großes Loch hinterlassen. Doch während der TuS Jöllenbeck es schaffte, Abgänge von Leistungsträgern wie Dennis Wunderlich, André Schley oder Robert Gliniars mit jungen Spielern zu kompensieren, hatte man beim FC Türk Sport mehr Probleme adequaten Ersatz für ehemalige Leistungsträger zu finden.

Sezgin Baytar, der zum SC Türkiyemspor wechselte, oder Yusuf Oyluctarhan, der ebenfalls in der A-Liga für Canlar die Fußballschuhe schnürt, konnten bei Türk Sport nicht ersetzt werden. Als dann auch noch Selcuk Kaya wegen eines Ellenbogenchecks im Spiel gegen Jöllenbeck für acht Wochen und Goalgetter Özgen Yildiz, der in Steinhagen nach einem Platzverweis den Schiedsrichterassistenten tätlich angregriffen haben soll, für ein ganzes Jahr gesperrt wurden, gingen der FC-Offensive langsam die Akteure aus. »Diese Ausfälle haben uns schwer getroffen«, ärgert sich Beysafa Uludasdemir noch heute ein bischen.
Der FC Türk Sport stand zu Anfang der Saison eh öfters wegen zweifelhaften Verhaltens neben und auf dem Platz in den Schlagzeilen, als wegen fußballerischer Leistung. So waren die Sperren von Yildiz und Kaya nicht die einzigen Sanktionen, die gegen den FC verhängt wurden. Eine Geldstrafe über 500 Euro wegen »mangelnder Aufsichtspflicht« in der Auseinandersetzung mit Avenwedde, und die Beoabachtung aller Türk Sport-Heimspiele waren weitere Strafen der Verbandsspruchkammer in Kaiserau. Der Ärger mit den Schiedsrichtern führte in Zusammenhang mit der anhaltenden Erfolgslosigkeit sogar dazu, dass Coach Mehmet Ertunc das Handtuch warf. Zumindest schienen die Maßnahmen des Verbandes vom 9. Oktober zu fruchten, dennn in der Folge gab es keine Beschwerden mehr über die Türk Sportler.
Nachfolger von Ertunc wurde Adnan Baytar. Der ehemalige Profi von Arminia Bielefeld nahm vom 13. Spieltag an als Spielertrainer die Fäden in die Hand. Das erste Spiel unter seiner Regie gewann Türk Sport dann auch gleich mit 3:2 beim favorisierten SC Vlotho. Der Trainerwechsel schien sich positiv auszuwirken. Doch beim ersten Heimauftritt mit seiner Beteiligung konnte auch er nicht verhindern, was schon Mehmet Ertunc nicht vergönnt war. Der FC Türk Sport verlor auf heimischem Geläuf mit 0:1 gegen Maaslingen und konnte somit in der gesamten Hinrunde keinen einzigen Heimpunkt verbuchen.
Leider blieb man auch in der Fremde meist erfolglos. Den ersten Dreier fuhren die Bielefelder erst nach neun Spieltagen mit einem 4:3-Erfolg beim TuS Tengern ein.
Ganz so lange musste der TuS Jöllenbeck zwar nicht warten, aber einen guten Start legten die »Jürmker« auch nicht hin. Aus den ersten drei Auseinandersetzungen holte man lediglich einen Punkt und es machte den Eindruck, dass sich die Elf von Dirk Palmowski eher nach unten orientieren müsse. Die Jöllenbecker arbeiteten jodoch ruhig weiter und der Erfolg stellte sich folgerichtig ein. Vom vierten bis zum elften Spieltag gewann der TuS sieben von acht Begegnungen und klopfte somit an der Tabellenspitze an. Der Grund, warum sie erst eine gewisse Einspielphase brauchten, war für Dirk Palmowski offensichtlich: »Wir mussten viele neue, junge Spieler integrieren, das braucht seine Zeit«. Doch wie oben schon erwähnt, ließen die Neuzugänge den Verlust früherer Stützen des Teams in Vergessenheit geraten. Insbesondere Piet Spilker, der als Linksfuß Robert Gliniars ersetzt, hat sich schon in seinem ersten Jahr in Jöllenbeck zum Leistungsträger »gemausert«.
Vor einigen Wochen sorgte dann eine ganz bestimmte Personalie für Aufsehen: Cem Tanaz wird den Verein in der Winterpause verlassen. Mit Tanaz verlieren die »Jürmker« einen sehr wichtigen Leistungsträger. »Das ist natürlich ein Qualitätsverlust«, bedauert Palmowski den Wechsel.
Was derFan des Amateurfußballs vom Bielefelder Duo in der Rückserie erwarten kann, wird sich zeigen. Wenn der FC Türk Sport es schafft, sich weiterhin auf das Fußballspielen zu konzentrieren und nicht wieder in alte Verhaltensmuster zu verfallen, sollte es mit diesem Spielermaterial, der Rückkehr einiger Verletzter und dem erfahrenen Trainer -vorrausgesetzt er bleibt bis zum Saisonende- möglich sein, die Klasse zu halten. Die »Jürmker« müssen abwarten, ob und wie schnell es ihnen gelingt den Abschied von Tanaz zu verkraften. Der Sprung nach ganz oben ist dem TuS wohl nicht zuzutrauen.

Artikel vom 23.12.2004