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Kriegsruinen als Hort von Pflanzen und Tieren

Betonbauten des »Westwalls« bieten Rückzugsraum - BUND will Zerstörung stoppen


Aachen (dpa). Als eine Gruppe von Biologen an den Panzersperren des »Westwalls« in der Eifel unterwegs war, schlug ihnen vor Freude das Herz bis zum Hals: Sie entdeckten etliche vom Aussterben bedrohte Pflanzen. In den vergangenen 60 Jahren konnten sie sich ungehindert ansiedeln. Selbst von grasenden Kühen blieben sie verschont, weil die Tiere sich zwischen den eng stehenden Betonpyramiden die Knochen brechen würden.
Ähnliche Meldungen kamen von Fachleuten, die sich in den Bunkeranlagen umsahen: Für Fledermäuse ein Paradies. Wildkatzen, »die Eifeltiger«, ziehen dort ihre Jungen auf. »Gerade für seltene Tiere wie den Eifeltiger sind die Bunker ein wertvoller Lebensraum«, sagt der Geschäftsleiter des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) in NRW, Dirk Jansen.
Der Westwall wurde von 1936 bis 1940 an der deutschen Grenze zwischen Kleve und Basel als Grenzbefestigung gebaut. Auf der 630 Kilometer langen Linie wurden nach dem Krieg 20 000 Bauwerke registriert. Die Zerstörung der Bauwerke läuft seit Jahrzehnten. Betonbauten werden gesprengt, zertrümmert und mit Erde zugeschüttet, damit Menschen nicht in Spalten oder Nischen fallen können.Der BUND hat nun eine Initiative zur Rettung des »Naturparadieses Westwall« gestartet. »Grüner Wall im Westen« ist ein Pilotprojekt in Nordrhein-Westfalen, das auch auf andere Bundesländer ausstrahlen soll. Die Naturschützer wollen Behörden, Städte, Denkmalpfleger und Heimatforscher mit ins Boot holen.

Artikel vom 21.12.2004