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Gazprom
geht leer aus

Yukos-Teil versteigert


Moskau (Reuters). Russland hat gestern ungeachtet einer einstweiligen Verfügung eines US-Gerichts und Widerstandes der Eigner das Kerngeschäft des russischen Ölkonzerns Yukos versteigert. Überraschend erhielt die bisher unbekannte Baikal Finance Group den Zuschlag. Baikal stach mit umgerechnet 7,05 Milliarden Euro den als Favoriten geltenden staatlichen Energiekonzern Gazprom aus. An Gazprom ist das deutsche Energieunternehmen E.ON mit 6,5 Prozent beteiligt. Mit dem Erlös aus der Versteigerung will der russische Staat einen Teil seiner Steuernachforderungen der Jahre 2000 bis 2003 von 20 Milliarden Euro gegen Yukos decken.
Yukos bezeichnete die Versteigerung in einer ersten Reaktion als illegal. Auf den Konzern entfallen 20 Prozent der russischen Ölförderung. Es war zunächst nicht klar, wessen Interessen Baikal vertritt. Gazprom wies umgehend Vermutungen zurück, der Konzern selbst stecke hinter der Gruppe.
Während der vergangenen Tage waren Zweifel aufgekommen, ob die russischen Behörden die Yukos-Tochter tatsächlich würden versteigern können. Ein US-Konkursgericht hatte Ende der vergangenen Woche eine Verschiebung der Auktion um zehn Tage angeordnet. Wegen des Beschlusses des US-Gerichts hatten die westlichen Banken des weltgrößten Gaskonzerns Gazprom die finanzielle Unterstützung entzogen. »Die einzelnen Banken sind im ständigen Kontakt untereinander und sind sich einig, dass sie die Einstweilige Verfügung des US-Gerichts respektieren werden«, sagte ein mit der Situation vertrauter Banker. Mit der Finanzierung des Kaufs durch Gazprom waren unter anderem die Deutsche Bank und Dresdner Kleinwort Wasserstein beauftragt.

Artikel vom 20.12.2004