20.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Der Verlierer war zufrieden

Nach dem 1:3 in Südkorea: kein Wort der Kritik von Jürgen Klinsmann

Busan (dpa). Nach der schwächsten Saison-Leistung und einem vergebenen Handelfmeter von Jubilar Michael Ballack ist die Erfolgsserie der deutschen Fußball-Nationalmannschaft unter Jürgen Klinsmann gerissen. Doch dem Bundestrainer kam gestern nach der 1:3 (1:1)-Niederlage in Busan gegen Südkorea kein Wort der Kritik über die Lippen.
Erste Niederlage: Bundestrainer Jürgen Klinsmann.

ÊDer 40-Jährige führte die erste Niederlage im sechsten Länderspiel unter seiner Regie ebenso wie das Gros der Spieler auf den großen Kräfteverschleiß zurück.
Drei Tage nach dem locker herausgespielten 3:0 des Vize- Weltmeisters gegen Japan vergab ausgerechnet Ballack die Chance auf ein besseres Resultat, als er in seinem 50. Länderspiel zwar zum 1:1 (24.) traf, aber fünf Minuten vor dem Ende mit einem schwach geschossenen Strafstoß an Keeper Woon Jae Lee scheiterte. So gelang den Koreanern vor 50 000 Zuschauern im Asiad Main Stadium durch Dong Jin Kim (16.), Dong Gook Lee (71.) mit einem spektakulären Kunstschuss sowie den eingewechselten Jae Jin Cho (87.) die Revanche für die 0:1-Niederlage im WM-Halbfinale 2002.
»Diese Niederlage ist absolut kein Beinbruch. Wir sind hoch zufrieden mit der Mannschaft, mit ihrem Engagement, ihrem Auftreten und auch ihrer Entwicklung«, wollte Klinsmann die erste deutsche Schlappe gegen ein asiatisches Team nicht überbewertet wissen. Für die Partie morgen gegen die von Ex-Nationalspieler Siegfried Held betreute Auswahl Thailands (Anstoß 12.30 Uhr/ARD) in Bangkog kündigte Klinsmann den Verzicht auf Ballack, Schneider, Ernst, Wörns und Klose an, die bisher alle schon zwei Mal zum Einsatz kamen.
Nach ihrer spielerisch überzeugenden Vorstellung in Yokohama traf die deutsche Mannschaft im WM-Vierten auf einen Gegner, der anders als die Japaner keinerlei Respekt zeigte und manchmal auch überhart in die Zweikämpfe ging. »In der ersten Halbzeit habe ich mich deshalb einige Male geärgert«, räumte Klinsmann ein.
Diese körperbetonte Spielweise schmeckte den Deutschen nicht, die nach dem 1:1 zwar weiter auf Sieg spielten, am Ende aber für ihre Offensive bestraft wurden. Nach dem Wechsel kam der Bielefelder Patrick Owomoyela zum zweiten Einsatz.
Fünf Minuten vor Spielende wurde ausgerechnet Kapitän Michal Ballack in seinem 50. Länderspiel zum Pechvogel. »Den Elfmeter muss ich natürlich reinmachen«, gab der Münchner zu. Der erstmals unter Klinsmann aufgebotene »K.u.K.-Sturm« erfüllte die Erwartungen nur bedingt. Während Miroslav Klose gelegentlich Torgefahr verbreitete, blieb Kevin Kuranyi wirkungslos.
Ausgerechnet Ballack leitete mit einem Ballverlust im Mittelfeld das Führungstor für die Asiaten ein. Als Owomoyela die anschließende Flanke von Dong Gook Lee nicht weit genug aus der Gefahrenzone beförderte, traf Kim von der Strafraumgrenze aus in die lange Ecke. Doch die Klinsmann-Elf wurde vom ersten Gegentor nach 367 Länderspiel-Minuten nicht geschockt und kam durch das 22. Länderspiel-Tor von Ballack, der einen Freistoß aus 20 Metern an der Abwehrmauer vorbei ins Tor zirkelte, rasch zum Ausgleich.
Zwei Abwehrfehler der Hausherren hätten der deutschen Mannschaft fast umgehend sogar zur Führung verholfen. Zunächst verstolperte Jin Kyu Kim den Ball gegen Klose (26.), der knapp am Tor vorbei schoss. Ein Schuss von Lahm (53.) war nicht das erhoffte Startsignal. Im Gegenteil: Nach dem Kunstschuss von Lee, der aus 16 Metern aus der Drehung in den Winkel traf, machte der eingewechselte Cho drei Minuten vor dem Ende den zu hoch ausgefallenen Sieg perfekt.

Sport-Seite 3Patrick Owomoyelas zweiter Einsatz für Deutschland.
Jens Lehmann soll England-Meister FC Arsenal verlassen.

Artikel vom 20.12.2004