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Lebensretter: Feuerwehr
in der vierten Generation

Eckhard Ringstmeyer birgt Verletzte aus Autowrack


Bielefeld/Hamburg (uko). Die Feuerwehr ist in der Familie Ringstmeyer Ehrensache. Urgroßvater Wilhelm begründete die Familientradition. Sein Urenkel Eckhard Ringstmeyer zeichnete sich jetzt sogar als Lebensretter aus. In der Nähe von Hamburg befreite er nach einem fürchterlichen Unfall eine Autofahrerin aus den Trümmern ihres Wagens.
Eckhard Ringstmeyer arbeitet als Berufskraftfahrer für die Spedition Schaumann, fährt einen Spezialtransporter quer durch Europa. Am 22. November hatte der 32-jährige in Dänemark Rotorblätter für eine Windkraftanlage in Frankreich geladen, fuhr mit seinen Kollegen und Begleitfahrzeugen in Richtung Hamburg. An der Autobahnraststätte Holmmoor-West wollte der Tross die vorgeschriebene Ruhezeit einlegen, als das Unglück geschah. »Kurz nach der Einfahrt auf den Rastplatz wollten uns zwei Beamte der Autobahnpolizei kontrollieren, da sah ich noch aus dem Augenwinkel, wie ein Opel Astra über die Autobahn schleuderte.«
Der Personenwagen wurde durch einen Baum zwischen Standspur und Raststätte ausgehebelt, flog durch die Luft und entwurzelte einen zweiten Baum. Der Wagen blieb auf dem Dach liegen. Noch bevor die völlig konsternierten Polizisten reagierten, liefen Eckhard Ringstmeyer und sein Kollege Jens König los und versuchten eine Tür des Wracks zu öffnen. Als das gelungen war, fand Ringstmeyer im Wagen eine Frau vor, die vor Schmerzen wimmerte.
Ruhig und abgeklärt bereitete der 32-Jährige die Bergung vor: Er löste den Sicherheitsgurt, zog das Opfer in eine stabile Lage und bettete die Frau bis zum Eintreffen der Rettungsmannschaften auf dem umgedrehten Dach des Astra. Nach einer Viertelstunde waren auch Notarzt, Rettungswagen und ein Rüstwagen vor Ort. Jens König erklärte derweil den absolut fassungslosen Polizeibeamten, warum sein Kollege so versiert eingegriffen habe: »Der ist bei der Feuerwehr, der kann das.«
Mit 14 Jahren trat Eckhard Ringstmeyer in die Jugendwehr der Löschabteilung Dornberg ein. Urgroßvater Wilhelm hatte 1881 die Freiwillige Feuerwehr Großdornberg mitgegründet, Großvater Rudolf die Familientradition fortgesetzt. Vater Hans-Werner Ringstmeyer ist selbstverständlich Mitglied der Wehr, als Oberbrandmeister; ebenso Bruder Tobias (wie Eckhard) als Oberfeuerwehrmann und Cousin Dirk als Hauptfeuerwehrmann.
»Das ehrenamtliche Engagement versteht sich von selbst«, sagt Eckhard Ringstmeyer. Und die Rettungseinsätze bei Unfällen hat er von der Pike auf gelernt. Oft schon haben seine Abteilungskollegen und er schon bei Unfällen im Bielefelder Westen eingreifen müssen. Daher sei die Hilfe auf der Autobahn doch selbstverständlich gewesen. Nicht so ganz tagtäglich war für ihn und seine Familie indes die Reaktion der Hamburger Polizei: Die Verkehrsstaffel West der Hansestadt lobte jetzt in einem Dankschreiben sein »umsichtiges Handeln als Ersthelfer«. Vom Opfer, einer Frau aus Hamburg, hat Eckhard Ringstmeyer übrigens bis heute noch nicht gehört . . .

Artikel vom 20.12.2004