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Das Unfallopfer
wird für immer
zu leiden haben

Vater erhebt Vorwürfe gegen Polizei

Bielefeld (hz). Der schreckliche Unfall von der Jöllenbecker Straße - am 30. Oktober überfuhr ein Porschefahrer einen 19-Jährigen, verletzte ihn lebensgefährlich und flüchtete - liegt sieben Wochen zurück. Der mutmaßliche Täter Heiko F. schweigt nach wie vor. Die Polizei hat vor 14 Tagen ihre Akten geschlossen und der Staatsanwaltschaft für die Anklagevorbereitung übergeben. Doch das Opfer, der Auszubildende Oktay K. aus Hillegossen, schwebt weiter in Lebensgefahr.

Rechtlich ist der ganze tragische Fall, sagt der Anwalt der betroffenen Familie K., Dr. Holger Rostek, zu einem Strafverfahren wegen Unfallflucht und vorsätzlicher Straßenverkehrsgefährdung geworden. Alle Ermittlungsergebnisse seien nun zusammen gefasst auf einem etwa zwei Zentimeter dicken Papierstapel zwischen zwei rosaroten Aktendeckeln. Nüchterne Tatsachen, die der Vater des Unfallopfers, der mit seiner Familie weiter Tag für Tag um das Leben seines Sohnes bangt, so nicht akzeptieren will.
Für den 46-jährigen Diplom-Soziologen sind viele Fragen unbeantwortet geblieben. Warum wurde der mutmaßliche Täter, der sich nach der Unfallflucht sechs Tage vor der Polizei versteckt hatte, bevor er sich am 5. November stellte, nicht in Untersuchungshaft genommen? Der Führerschein war Heiko F. aus Minden vor vier Jahren abgenommen worden, sein Porsche soll auf einen Scheinhalter zugelassen gewesen sein.
Warum wurde ihm vom ermittelnden Polizeikommissar schon beim ersten Gespräch kurz nach dem Unfall gesagt, sein Sohn habe sich im Straßenverkehr falsch verhalten? Der Vater: »Wie kann man so etwas behaupten, wenn die Ermittlungen gerade angefangen haben?« Andererseits verschweigt der 46-Jährige nicht, dass sein Sohn die Jöllenbecker Straße etwa zehn Meter außerhalb der Fußgängerfurt an der Ecke zur Bahnhofstraße überquert hat.
Was dabei passierte, schilderte ein Autofahrer (24) aus Melle, der Zeuge des Unfalls war. Obwohl die Ampel an der Ecke Jöllenbecker-/Bahnhofstraße Rotlicht für Autos zeigte, habe ihn der Porschefahrer mit aufheulendem Motor rechts überholt. Dann sei der Pkw nach links quer über die Straße gezogen, habe ungebremst den am Mittelstreifen wartenden Oktay K. erfasst. Das Opfer wurde, so hieß es im Polizeibericht, 40 Meter weit weg geschleudert. Der Porsche sei dann über die »rote« Ampel gerast. Die Flucht mit dem Sportwagen endete auf einer Mittelinsel der Alfred-Bozi-Straße, dort rannte der Fahrer zu Fuß davon.
Auch fragt sich der Vater, wie die Polizei sechs Tage nach dem Unfall bekanntgeben kann, sein Sohn sei außer Lebensgefahr: »Ich war schockiert.« Und fügt hinzu: »Mein Sohn liegt weiter mit schwersten inneren Verletzungen auf der Intensivstation und wird künstlich beatmet. Sollte er überleben, werden Folgeschäden bleiben. Oktay wird nie wieder ein normales Leben führen können.«

Artikel vom 18.12.2004