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Kommentar

Es ist nicht alle Welt
gegen die Autobahn 33


Fünf ganze und einen halben Tag lang ging es in der Stadthalle um die A 33. Dabei stand die Kritik im Vordergrund. Abgearbeitet wurden die insgesamt 1900 Einwendungen, die zu diesem Autobahnabschnitt bei der Bezirksregierung Detmold eingegangen waren.
Vorweg: Es war eine mündliche Erörterung auf hohem Niveau. Dafür sorgten einerseits Verhandlungsleiter Jens Kronsbein mit einer Gesprächsführung, die allerhöchste Anerkennung verdient, andererseits die Sprecher der Initiativen, die die Mehrzahl der Einwender vertraten und weiterhin vertreten. Und die bestens auf diese Tage vorbereitet waren.
Es war aber auch eine Erörterung, in der zwangsweise die negativen Aspekte der Autobahn in den Mittelpunkt gerückt wurden: Die Auswirkungen auf Menschen, Natur und Tierwelt mit allen Facetten wie Lärm, Staub und Verkehrsbelastungen bildeten die Erörterungsgrundlage.
Was gut und richtig ist. Schließlich berührt der Bau einer Autobahn die Lebensbereiche vor allem der Anwohner. So ist es schon wichtig zu wissen, wie sehr das persönliche Umfeld eines jeden Betroffenen von einer Autobahn berührt wird, was verbessert werden kann, verbessert werden muss. Deshalb auch ist eine solche Erörterung, wie Kronsbein mehrfach anführte, »der Kernpunkt des Verfahrens«.
Verdeutlicht eine solche Erörterung aber auch die allgemeine Einstellung zu einem Bau der Autobahn? Hier gibt es ein klares »Nein«. Beispiel: Als Harald Grefe namens der Industrie- und Handelskammer (IHK) nochmals die Notwendigkeit der A 33 aus der Sicht der Wirtschaft darstellte und auf ein zügiges Verfahren ohne weitere Verzögerungen bestand, verweigerten die Einwender jegliche Diskussion mit ihm und dem Standpunkt der IHK.
Ganz nüchtern ist festzuhalten, dass in der Stadthalle direkt vom Autobahnbau betroffene Menschen diskutierten, deren Ziel es immer noch ist - zumindest zu einem großen Teil - die Autobahn gänzlich zu verhindern. Was - um nicht missverstanden zu werden - ihr gutes Recht ist.
Doch dieses Bild ist nur eine Facette. Da gibt es beispielsweise die politische Mehrheit in dieser Stadt, die - nach langem Ringen und manchen Wirrungen - dem Autobahnbau ihre Zustimmung gab. In einer demokratischen verfassten Entscheidung. Auch dies gehört in die Bewertung der mündlichen Erörterung mit einbezogen.
Denn die spiegelte die subjektiven Empfindungen und Vorbehalte der direkt Betroffenen wider. Dass darüber so umfänglich und ausdauernd diskutiert und gestritten werden konnte, ist Bestandteil des Gesamtverfahrens und rechtlich vorgeschrieben.
Nicht mehr, aber auch nicht weniger ist an diesen fünfeinhalb Tagen geschehen. Dass nun jedoch alle Welt gegen die A 33 ist, kann daraus wahrlich nicht abgeleitet werden.
Bei allem Respekt vor der direkten Betroffenheit der Anlieger. Paul Siegfried Schulz

Artikel vom 20.12.2004