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Amalgam
macht doch
nicht krank

Lediglich Allergie-Risiko belegt

Von Wolfgang Schäffer
Münster (WB). Ein direkter Zusammenhang zwischen Amalgam-Füllungen und ernsten Gesundheitsbeschwerden ist wissenschaftlich nicht zu belegen. Abgesehen von allergischen Reaktionen auf Quecksilber oder Amalgam, die allerdings sehr selten sind. Das ergeben internationale Studien wie die des Untersuchungszentrums Amalgam in Münster.

Professor Klaus Ott, Leiter der dortigen Poliklinik für Zahnerhaltung, hat mit dem Untersuchungszentrum seit 1985 eine Anlaufstelle für »Amalgam-Patienten« geschaffen. Nach Auswertung aller Analysen und Gespräche steht für ihn fest: »Eine nachweisbare Beeinträchtigung der Gesundheit der Patienten durch Amalgam gibt es nicht.« Die Angaben über die Beschwerden seien zumeist diffus.
»Wir haben keine charakteristische Symptom-Häufung feststellen können.« Von mehr als 200 untersuchten Patienten hätten beispielsweise 50 über Kopfschmerzen geklagt. Im Gegensatz dazu leide Erhebungen zufolge bundesweit aber jeder zweite daran. Ott will nicht so weit gehen, Amalgam gegen Kopfschmerzen zu empfehlen. Auf der anderen Seite dürfe das Material aber nicht verteufelt werden, wie vor allem in den 1930er- und 1980er Jahren.
Professor Ott weist darauf hin, dass seinen Studien zufolge keiner der Patienten, denen das Amalgam aus den Zähnen entfernt worden sei, anschließend gesagt habe, er sei völlig beschwerdefrei. Einzig bei Allergikern sei eindeutig Besserung eingetreten
Dass der Körper aber durchaus von Quecksilber belastet wird, das im Amalgam enthalten ist, bestätigt Ott. Hinweise auf daraus resultierende schwere Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Nierenfehlfunktionen sieht er aber nicht. Damit stimmen Otts Erkenntnisse absolut mit denen von US-Wissenschaftlern und des renonommierten schwedischen Amalgamkritikers Prof. Maths Berlin überein. In Bethseda, USA, hatte eine Expertenkommission von Immunologen, Toxikologen und Allergologen die Quecksilberbelastungen durch Amalgam-Füllungen analysiert.
Nach den Worten Otts liegt die Quecksilberbelastung der Menschen in Deutschland mit einem Anteil von 0,5 ppm (ppm = ein Milligramm pro Kilo) trotz eines vergleichsweise deutlich höheren Amalgam-Einsatzes niedriger als in den USA (2,9 ppm), Großbritannien (5 ppm) und Schweden mit 7,9 ppm. Diese Unterschiede seien mit Essgewohnheiten (Fisch in Schweden) und anderen Umweltbelastungen zu erklären.
Generell rät Ott, mögliche Allergie-Risiken vor dem Einsatz von Amalgam, aber auch von Gold, Kunststoff, Keramik oder Zement als Zahnfüllung zu klären. Dessen ungeachtet weiß der Experte aus Münster von einem seit einiger Zeit wieder steigenden Marktanteil von Amalgam. Das sei seiner Ansicht nach weniger auf den Preis als auf die extrem lange Haltbarkeit zurückzuführen.

Artikel vom 18.12.2004