20.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

374 Spenden fürs Überleben

Typisierung für Leukämiekranken Bielefelder in Städtischen Kliniken

Bielefeld (uko). Das Team des Post SV Bielefeld erschien komplett: Für die Zweitliga-Volleyballer war die Teilnahme an der Typisierungsaktion selbstverständlich. Immerhin galt es am Sonnabend, einem schwer an Leukämie erkrankten Bielefelder mit der Registrierung in der Deutschen Knochenspenderdatei (DKMS) den Hauch einer Überlebens-Chance zu geben.

So ließen sich insgesamt 374 Menschen in den Städtischen Kliniken Mitte typisieren, für DKMS-Mitarbeiterin Ingrid Seipolt ein »hervorragendes Ergebnis«.
Der 49-jährige Harry S. (Name geändert) aus Bielefeld hat Leukämie. »Er hat bereits einen Rückfall erlitten«, sagte Ingrid Seipolt, und das allein charakterisiert das lebensbedrohliche Stadium für den Beamten. S. ist also bereits mit einer Chemographie behandelt worden, auch eine Strahlenbehandlung erwies sich als erfolglos. Da der Blutkrebs mit einer herkömmlichen Behandlungsmethode nicht mehr zu stoppen ist, braucht Harry S. nun zwingend die Hilfe eines »genetischen Zwillings«.
»Einen geeigneten Stammzellenspender zu finden, ist unglaublich schwer«, weiß Ingrid Seipolt. Entscheidend für die Übertragung von Stammzellen sei die »Übereinstimmung von Gewebemerkmalen, die in abermillionen Kombinationen auftreten könne. Spender werden zunächst in der Familie des Kranken gesucht: Ein »genetischer Zwilling« kann ein Geschwisterkind sein, niemals Vater oder Mutter.
Geschwister werden in deutschen Familien allerdings immer seltener. Eine Chance, d e n Spender zu finden, bietet daher hauptsächlich die Typisierung von Fremdspendern. Macht der betroffene Patient seine Krankheit öffentlich und wird für ihn zur Typisierung eingeladen, ist die Teilnahme an solchen Aktion viel größer. Allerdings wollte Harry S. anonym bleiben.
Dass dennoch 374 Menschen sich am Sonnabend zur Typisierung in den Krankenpflegeschulen der Städtischen Kliniken Mitte einfanden, bezeichnete Ingrid Seipold als einen »Riesenerfolg«. Zum Vergleich: Zur selben Zeit hatte die DKMS in Chemnitz eine Typisierung für einen Leukämiekranken organisiert, dessen Krankheit seit langem dort bekannt ist. 1 376 Spender kamen zur Typisierung.
Für die Mitarbeiter der Städtischen Kliniken Mitte und Rosenhöhe war die Teilnahme am Sonnabend - Registrierung, Blutentnahme und Versorgung - ebenfalls selbstverständlich. Organisator Bodo Reisinger: »Wenn wir eine Typisierung haben, kommen alle gern in ihrer Freizeit.«

Artikel vom 20.12.2004