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Deutsche Musik auf der Erfolgswelle

Heimische Künstler stürmen die Hitparaden und die Radiosender


Hamburg (dpa). Musik aus Deutschland schwimmt derzeit auf der »perfekten Welle«: Junge deutsche Bands spielen nicht mehr nur in kleinen Clubs eine Rolle, sondern drängen mit Macht in die Charts und die Radiosender.
Vor allem in der zweiten Hälfte des Jahres 2004 standen deutsche Künstler ganz oben in der Album-Hitparade und belegten zeitweise sogar acht der ersten zehn Plätze. Bands wie »Silbermond« und »Juli« spielten sich mit ehrlicher Musik und frechen Texten aus dem Nichts in die Top Ten.
»Wir sind Helden« und »Mia«. öffneten Augen und Ohren für den Pop der neuen deutschen Befindlichkeit. 20 Jahre nach »Ideal«, »Extrabreit« und »DAF« macht der Begriff von der »Neuen Neue Deutsche Welle« die Runde, sind deutsche Künstler wieder authentisch.
Zweistellige Umsatzeinbrüche zwangen die Plattenfirmen zu drastischen Einsparungen. Tausende wurden entlassen, hunderte Plattenverträge gelöst, die Bertelsmann-Musiksparte BMG beispielsweise schmiss Dutzende Künstler raus. Die Casting-Maschinerie hat sich nach drei Jahren totgelaufen.
Genau in diese Lücke stieß bereits im Sommer 2003 die Berliner Band »Wir sind Helden«. Plötzlich interessierten sich auch die großen Labels nicht mehr nur für US-Rap-Importe und britische Bands, sondern für Rock und Pop aus heimischer Produktion. Davon profitierten auch »Silbermond« aus Bautzen, die bereits seit Jahren Musik machen und fleißig Demobänder verschickten - mit durchweg frustrierendem Ergebnis. Inzwischen haben sie einen Vertrag beim Major BMG unterschrieben.
Doch dass sich eine Band wie »Juli« aus Gießen, die im gleichnamigen Monat des Jahres 2004 noch kaum jemand kannte, mit ihrem Hit »Die perfekte Welle« wochenlang in den Top Ten hält, dass mit Silbermond rotzfrecher Rock Erfolg hat und die Berliner Göre Mieze mit ihrer Band Mia. zum Geheimfavoriten beim Vorentscheid zum Musik-Grand-Prix wird, hätte kaum ein Experte vorauszusagen gewagt.
Selbst im viel geschmähten Pop-Radio werden deutsche Künstler - wie auch Annett Lousian aus Hamburg - nun vermehrt gespielt. Auch ohne die heftig diskutierte Radioquote für deutsche Künstler.

Artikel vom 18.12.2004