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»Jens Lehmann
kann gehen«

Arsenals Trainer erteilt die Freigabe

Busan (dpa). Der DFB-Trainerstab um Jürgen Klinsmann rätselt über die Degradierung von Jens Lehmann beim FC Arsenal. Der deutsche Nationaltorhüter hat in London nicht nur seinen Stammplatz verloren, am Wochenende gab »Gunners«-Trainer Arsène Wenger sogar grünes Licht für einen Wechsel.
Ein nachdenklicher Torwart: Jens Lehmann steht vor dem Wechsel. Foto: dpa

»Lehmann kann gehen, aber alles was zählt, ist die Leistung auf dem Platz«, sagte der Franzose dem britischen TV-Sender »Sky Sports«. Wenger machte den unerfahrenen Spanier Manuel Almunia zur Nummer eins bei Arsenal: »Ich hatte das Gefühl, dass Lehmann etwas Auffrischung brauchte.« Am gestrigen Sonntag beim 1:0 gegen den FC Portsmouth drückte der Deutsche wieder die Bank.
Oliver Bierhoff telefonierte bereits mit Lehmann und erkundigte über die aktuelle Entwicklung. »Ich habe Jens gefragt, ist irgendetwas passiert. Er hat Nein gesagt«, berichtete der DFB-Teammanager und führte weiter aus: »Das Einzige, das sein kann, dass Arsenal einen anderen Torwart holen will. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sich ein Trainer freiwillig so schwächt«.
Klinsmann kündigte an: »Ich werde Wenger über die Weihnachts-Feiertage in aller Ruhe anrufen und mir seine Meinung anhören«. An der Konstellation im WM-Tor-Platz 2006 habe sich aber noch nichts geändert: »Oliver Kahn ist die Nummer eins, das hat er untermauert, Lehmann bleibt weiter sein Herausforderer.«
Bundestorwart-Trainer Andreas Köpke vermutet einen Grund, der bisher im Dunkeln geblieben ist: »Da muss doch was vorgefallen sein zwischen Lehmann und Wenger. Sportlich ist die Entscheidung schwer zu verstehen«, sagte der Ex-Nationalspieler. Köpke beschäftigte sich sogar schon mit Konsequenzen für Lehmann: »Sollte es stimmen, dass Arsenal bereits einen Nachfolger sucht, muss sich Jens schnell über einen Wechsel Gedanken machen.«
Klinsmann verwies auf seine Karriere, er sei ein halbes Jahr vor der WM 1998 auch noch einmal von Sampdoria Genua zu Tottenham Hotspur gewechselt: »Das hat mir gut getan.«
Für Wenger ist das alles kein Thema: »Ich kann nicht darüber nachdenken, was das Beste für Deutschland ist. Ich entscheide, wer für Arsenal spielt«, betonte der Coach, der Lehmanns WM-Chancen aber nicht beeinträchtigt sieht. »Lehmann ist ein großartiger Torwart, und dass er bei Arsenal zurzeit nicht spielt, heißt nicht, dass nicht Deutschlands Torwart bei der Weltmeisterschaft 2006 sein wird.«
Lehmann hatte in der vergangenen Woche angekündigt, dass er um seinen Stammplatz kämpfen und den Premier-League-Club nicht verlassen wolle. Wenger lobte diese Einstellung: »Er hat absolut professionell auf die Situation reagiert. Er arbeitet härter als je zuvor. Er hat gezeigt, dass er ein Top-Profi ist.«

Artikel vom 20.12.2004