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Klötzer macht Bielefelder zu Feinschmeckern

Generationswechsel im Mittelstand zwischen Tradition und Neuausrichtung -Êdritte Generation mit Olaf Klötzer

Von Bernhard Hertlein
und Hans-Werner Büscher (Fotos)
Bielefeld (WB). Als Olaf Klötzers Großmutter 1945 in Bielefeld ihr erstes Geschäft eröffnet hat, war »Feinkost« kein Thema. Auch wenn das Essen nicht so gut geschmeckt hätte wie bei Oma Klötzer, der Hunger hätte es »hinein getrieben«.
WESTFALEN-BLATT-Serie, Folge 10
Wer heute »nur« seinen Hunger stillen möchte, geht zum Discounter. »Kleine Geschäfte, die ausschließlich der Versorgung dienen, gibt es heute kaum noch«, stellt Olaf Klötzer (34) fest. Seit fast zwei Jahren steht er in dritter Generation an der Spitze des Delikatessen-Anbieters.
Dass er, der Zweitgeborene, diese Aufgabe vor knapp zwei Jahren übernahm, hat einiges mit den Problemen zu tun, die der erste Generationswechsel mit sich brachte. Es waren Klötzers Eltern Hartmut und Christel, die in den siebziger Jahren die mediterrane Küche nach Ostwestfalen brachten. Parmesan und Parma-Schinken, ein guter französischer Bordeaux oder gar frische Austern waren damals noch neu, für manche sogar eine Sensation. Aber sie waren nicht nach dem Geschmack der Großeltern Clemens und Ilse Klötzer, die zwischenzeitlich eine Ladenkette von fünf Geschäften aufgebaut hatten.
Dass der Richtungswechsel richtig war, bestätigt heute die große Kundschaft von Klötzers in der Bielefelder Innenstadt. In der Erinnerung Olaf Klötzers aber verbindet er sich mit einem Generationenkonflikt.
Und noch etwas beeinflusste den Wechsel bei Klötzer: Als 1986 Olafs älterer Bruder Carsten seine Berufsausbildung beendet hatte, war die Zeit nicht reif. »Mein Vater und meine Mutter waren noch zu jung«, erinnert sich Olaf. Carsten Klötzer arbeitet heute beim Wurstwaren-Hersteller Wiltmann in Versmold. Selbst als Olaf zehn Jahre später sein Studium als Diplom-Kaufmann beendet hatte, hielt er selbst den Zeitpunkt noch nicht für gekommen: »Es waren die Eltern, die das Gespräch mit mir suchten.«
Olaf Klötzer und Ehefrau Julia machten sich die Entscheidung trotzdem nicht leicht. Zwar -Êdie Liebe zu Delikatessen war ihm in die Wiege gelegt. Aber er kannte auch den Arbeitsstress, die kurzen Nächte gerade vor Weihnachten. Und er sah die Notwendigkeit, die Geschäftsidee weiter zu entwickeln. Die Speisen, die in den siebziger Jahren für Aufsehen sorgten, gibt es heute vielfach schon im Supermarkt. Andernorts haben bekannte Feinkostläden geschlossen - zuletzt auch Hünefeld in Osnabrück. Olaf Klötzer sieht trotzdem gerade wegen der steigenden Zahl von Singles gute Chancen für sich und die 46 Mitarbeiter in der Firmengruppe, zu auch ein Partyservice und das Restaurant »Klötzer's Kleines Restaurant« gehört, das 1985 nebenan eröffnet wurde. Allerdings gehe der Trend weg von der Ferne -Êhin zu selbst hergestellten Speisen und Zutaten. Ilse Klötzer hätte sicher ihre Freude am Enkel.
Und die zweite Generation? Hartmut Klötzer ist noch beinahe täglich im Geschäft. »Seine Erfahrung ist nicht zu ersetzen«, sagt der Sohn. »Er sieht sofort, wenn irgendwo mal etwas falsch läuft.«

Artikel vom 17.12.2004