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Würfeln erhöht
Gewinnchance

WestLotto rät zur Verschwiegenheit

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Die Westfalen haben nicht nur am Mittwoch den Jackpot geknackt. Den letzten dicken Gewinn, exakt 4,5 Millionen Euro, sackte Ende Juli eine 40-jährige Versicherungskauffrau aus Dortmund ein. »Das ist eine spitzenmäßige Rendite bei 25 Euro Einsatz«, jubelte die Mutter zweier Kinder.
Elmar Bamfaste: »Die Gewinner haben bei uns angerufen.«

Beschenkt Glücksgöttin Fortuna die Westfalen besonders? Was wie ein Zufall aussieht, ist nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung normal. Jeder fünfte Deutsche lebt in Nordrhein-Westfalen. »Nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung kommen ein Fünftel der Lotto-Spieler aus diesem Bundesland, und enstprechend entfällt ein Fünftel der Gewinne auf NRW«, erklärt der Mathematikprofessor der Universität Bielefeld, Claus Michael Ringel. Der Umstand, dass zwei Westfalen den Jackpot von 26,7 Millionen Euro abgeräumt haben, drücke nur die Größenverhältnisse zwischen den Bundesländern aus.
Ringel rät Lotto-Spielern zum Würfeln. »Wenn Sie gewinnen wollen, und das möglichst viel, ist das Streben nach Mustern völlig kontraproduktiv«, sagte der Mathematiker gestern dieser Zeitung. Weil viele Menschen beim Ausfüllen des Tippscheines ihren Geburtstag berücksichtigen, würden Zahlen bis 31 überdurchschnittlich häufig gewählt. Umso niedriger falle der Gewinn aus, wenn sie gezogen werden.
Ringel warnt weiter: »Weil die Hälfte des eingezahlten Geldes nach den Spielregeln der Lotterie-Gesellschaft automatisch nicht ausgezahlt wird, hat die Spielergemeinschaft schon mal 50 Prozent des Einsatzes eingebüßt. Wer auf Muster statt auf willkürliche Zahlen setzt, verliert weiter.« Lotto sei »kein faires Spiel« - im Gegensatz zum Roulette, wo die Bank nur dann nichts zahle, wenn die Kugel nicht auf die Felder 1 bis 36 fällt.
Auf Kreuzchen statt Kugeln vertrauten die Jackpot-Gewinner aus Westfalen. Einer habe den Super-Gewinn mit Hilfe eines Systemscheins geholt und dafür 21 Euro eingesetzt, sagte WestLotto-Sprecher Elmar Bamfaste. Der andere habe sogar nur neun Euro investiert. Anstatt in Saus und Braus zu leben, rät die Westdeutsche Lotterie GmbH, dicht zu halten und normal weiter zu leben. »Sonst haben sie plözlich ganz viele Freunde«, warnt Mitarbeiter Hans-Joachim Rotermund. Der Glücksbote fahre nicht mit einem Auto mit WestLotto-Schriftzug vor und habe auch keinen Geldkoffer dabei. Rotermund: »Die Nachbarn sollen erst mal nichts wissen.« Oft würden die Gewinnberater gefragt, wie sie das Geld anlegen würden. Das Angebot, Kontakt zur Bank herzustellen, werde von den Millionären gern angenommen. Lotto-Gewinner seien keine Spielernaturen. Rotermund: »Die stürzen sich nicht auf Aktien, sondern wollen eine sichere Geldanlage, um von den Zinsen leben zu können.«

Artikel vom 17.12.2004