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Wieder Ärger mit der Hauptstadt

Der Geburtstag des Malers Paul Klee jährt sich morgen zum 125. Mal

Von Heinz-Peter Dietrich
Bern (dpa). Schon zu Lebzeiten hatte der in Münchenbuchsee bei Bern geborene Maler Paul Klee Ärger mit der Schweizer Hauptstadt. Nun, da sich Klees Geburtstag morgen zum 125. Mal jährt, gibt es neuen Zwist.
Zauberer der Formen: Multitalent Paul Klee.

Der hat allerdings weniger mit dem Maler selbst zu tun als vielmehr mit seinem Werk: Die Berner rangeln sich um die Bilder des einst von den Nazis als entartet eingestuften Künstlers. Dabei sollte das geplante Klee-Zentrum, das ihm die Berner nun einrichten, eine Art Wiedergutmachung sein.
Klee, Sohn eines deutschen Musiklehrers und einer Schweizer Sängerin, lebte vorwiegend in Deutschland, bis er 1933 unter dem Vorwurf der entarteten Kunst von der Düsseldorfer Akademie flog. Er siedelte wieder nach Bern über, wo sich die Schweizer aber lange weigerten, ihm die Staatsbürgerschaft zu verleihen. Das Verfahren zog sich über sieben Jahre hin. Als die Behörden endlich grünes Licht signalisierten, starb Klee - wenige Tage, bevor der Berner Stadtrat endgültig über sein Gesuch entscheiden wollte.
Das neue Zentrum Paul Klee, das im Sommer 2005 eröffnet wird, soll über etwa 4000 Werke Klees verfügen. Es ist gedacht als weltweites Kompetenzzentrum für Leben und Werk des berühmten Malers, der engen Kontakt zur Künstlergruppe »Der Blaue Reiter« hielt und zu den führenden Persönlichkeiten am Bauhaus in Weimar gehörte. Herzstück des Klee-Zentrums sollen die 2600 Werke der Berner Paul-Klee-Stiftung werden, von denen etwa 35 Gemälde bisher im Kunstmuseum ausgestellt waren.
Genau dies ist Ursache für den aktuellen Zwist in Bern: Das Kunstmuseum befürchtet wegen des Umzugs der Klee-Bilder den Verlust seiner Hauptattraktion. Und die Stiftung sieht es gar nicht gern, dass sie als Teil des Klee-Zentrums ihre eigenständige Existenz zu verlieren droht. Alexander Klee, Enkel des Künstlers und Präsident der Klee-Stiftung, sprach davon, dass man einen »Delikatessenladen in einen Großverteiler einbringt«. Nach bisherigem Stand der Diskussion soll das Kunstmuseum einige Klee-Werke behalten dürfen.
Die 1947 gegründete Klee-Stiftung zieht Anfang 2005 vom Kunstmuseum in den Neubau am Ostrand der Stadt. Ihre Sammlung umfasst neben dem malerischen und grafischen Werk Klees auch seine Skizzenbücher, ein handschriftliches Werkverzeichnis, seinen pädagogischen Nachlass, Manuskripte und Tagebücher. Das Multitalent Klee galt als Zauberer der Formen, der immer wieder Neues entdecken konnte. Zur Malerei kam er über die Musik und die Literatur - in beiden war er ebenfalls nicht schlecht. Er entschied sich für die Malerei.
Klee starb 1940 in Locarno im Tessin, wurde aber in Bern bestattet. Wie sein Werk soll nun auch seine Urne umziehen: Weil sie eine der letzten auf dem ehemaligen Friedhof ist, wird sein Grab in verlegt - in die Nähe des neuen Klee-Zentrums mit seinen Bildern.

Artikel vom 17.12.2004