Bonn (WB/dpa). Geldinstitute, Einkaufsmärkte, Freizeitbäder, Rathäuser, Hotels: Tausende von Einrichtungen in Deutschland müssen voraussichtlich ihre Drehtüren mit Schutzvorrichtungen nachrüsten, weil die Türen nicht sicher sind und im schlimmsten Fall eine tödliche Gefahr darstellen. Dies hat ein Test des Berufsgenossenschaftlichen Instituts für Arbeitsschutz (BIA) ergeben. Anlass war ein schwerer Unfall auf dem Flughafen Köln/Bonn. Dort war vor neun Monaten ein Kleinkind gestolpert und von einem Drehtürflügel in einen schmalen Spalt gezogen und zu Tode gequetscht worden. Das BIA empfahl gestern in St. Augustin, zwölf der 14 getesteten Türtypen sofort stillzulegen. Als Grund für die mangelnde Sicherheit nannte BIA-Leiter Karlheinz Meffert unzureichende nationale und europäische Normen. Nach Schätzungen des Herstellerverbands gibt es in Deutschland etwa 8000 automatische Karusselltüren. Bei allen der als repräsentativ ausgewählten 14 Tür-Typen besteht laut der Studie eine akute Verletzungsgefahr für Kinder, Behinderte und ältere Menschen. Bei früheren Tests sei diese »besonders schutzbedürftige« Nutzergruppe nicht ausreichend berücksichtigt worden, sagte der stellvertretende Leiter des Fachausschusses Bauliche Einrichtungen (FABE) Thomas Götte. Erst der tragische Unfall am Flughafen Köln/Bonn sei die »Initialzündung« für die Entwicklung neuer Prüftechniken gewesen. Außerdem seien die Sicherheitsanforderungen in geltenden Maschinenrichtlinien für Hersteller und Betreiber nicht bindend, erklärte Götte. Meffert bezeichnete den Unfall am Flughafen Köln/Bonn, bei dem im März ein 20 Monate alter Junge in einen Spalt zwischen der Außenhülle und dem sich drehenden Innenteil der Drehtür geraten war, als die »Spitze des Eisbergs«. Zuvor und danach habe es zahlreiche weitere Unfälle gegeben, teilweise bei Sicherheitsversuchen der Türbetreiber. Die Berufsgenossenschaften wollen sich nun für eine Überarbeitung der in Deutschland geltenden Vornorm und für die Einführung einer internationalen Norm zur Sicherheit der Automatiktüren einsetzen. Die Türenhersteller- und -betreiber forderten das BIA und die Landesanstalt für Arbeitsschutz zu einer Produktionsumstellung oder Nachrüstung auf.
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