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Krebs: Aufklärung zeigt
immer mehr Wirkung

Onkologie am Klinikum zählt 1000 Patienten jährlich

Von Karin Koteras-Pietsch
Herford (HK) »Kaum ein Krebspatient kommt nur einmal«, sagt Prof. Dr. Ulrich Schmitz-Huebner, Chefarzt der Medizinischen Klinik II am Klinikum Herford. Schließlich sei Krebs eine chronische Krankheit. Der Operation folgt in der Regel die Therapie und diese dauert häufig Monate oder gar Jahre.

Rund 1000 Krebspatienten werden in seiner Klinik, die über 91 Betten verfügt, im Jahr behandelt. Häufigste Krebsform bei Männern und Frauen ist der Darmkrebs, bei Frauen folgen in der Häufigkeit Brust- und Lungenkrebs, bei Männern Prostata- und Lungenkrebs. Schwierige Fälle werden stationär behandelt, hat sich der Zustand des Patienten verbessert, kann er in der Onkologischen Ambulanz weiter behandelt werden. Oberärztin dort ist Dr. Van Anh Tran Nguyen.
Morgens, so erzählt die Ärztin, sei in ihrer Abteilung jeder Platz besetzt. Die Therapie wird hier nach Erkrankung angepasst. So dauert eine Chemotherapie-Sitzung zwischen fünf Minuten und bis zu acht Stunden. »Manche Patienten vertragen die Chemotherapie nur ganz langsam«, weiß die Onkologin, die gleichzeitig auf verschiedene Therapien und den Wandel in diesem Bereich hinweist. Die Immuno-Therapie mit Antikörpern zum Beispiel sei auch eine zielorientierte Therapie, die immer mehr Anklang erfahre, weil die Nebenwirkungen geringer seien. Bei dieser Therapie werden konzentriert bösartige Zellen zerstört, damit ein Streuen vermieden wird. Die Immuno-Therapie könne natürlich nicht bei jeder Form von Krebs angewandt werden.
Bei den verschiedenen Arten von Krebs sind die Onkologen natürlich auch auf die Kooperation mit Kollegen angewiesen. Bei Lungenkrebs beispielsweise sind der Lungenfacharzt, der Chirurg, der Strahlentherapeut und der Pathologe, der die feingeweblichen Proben untersucht, in den Diagnose- und Behandlungsverlauf eingebunden. Die Untersuchung auf Metastasen hin erfolgt unter anderem in der Radiologie beziehungsweise in der Nuklearmedizin. Mit Hilfe einer Computer-Tomografie (CT) oder Positronen-Emissions-Tomografie (PET) wird nachgewiesen, ob neben dem Haupttumor noch Metastasen vorhanden sind.
Ganz wichtig, so Prof. Dr. Schmitz-Huebner, sei auch die Zusammenarbeit mit der Psychoonkologischen Abteilung. »Die Betreuung der Patienten in der Psychoonkologie ist für uns eine große Erleichterung«, so der Onkologe. »Die Kollegen übernehmen die psychologische Betreuung, eine wichtige Leistung, die wir früher alleine erbringen mussten.«
Im Gegensatz zu früher, so Schmitz-Huebner, habe sich auf dem Gebiet der Krebserkrankung ohnehin eine Menge getan. Zum einen habe die Zahl der Krebskranken deutlich zugenommen, was auch damit zusammenhängt, dass heute die Menschen immer älter werden. Früher sei bei vielen Menschen die Krankheit erst gar nicht ausgebrochen, weil sie vorher starben. Zum anderen zeige die Aufklärung deutliche Ergebnisse. Schmitz-Huebner: »Heute kommen wesentlich weniger Patienten zu spät, als noch vor einigen Jahren.« Und dennoch geht nicht jeder Fall gut aus. Eine Tatsache, die auch ein Arzt verkraften muss. »Mitfühlen soll der Arzt, mitleiden darf er nicht«, sagt Schmitz-Huebner. Der Arzt entwickle im Laufe der Jahre eine Art Selbstschutzmechanismus, sonst könne er für den Patienten nicht mehr voll da sein.

Artikel vom 17.12.2004