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Oberhausen ruft
den Staatsanwalt

Wettgerüchte schocken RWO

Oberhausen (dpa). Dem deutschen Fußball droht möglicherweise ein Wettskandal. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes befasst sich mit dem Verdacht des Wettbetrugs gegen den Zweitliga-Club Rot-Weiß Oberhausen.

Der Club wies jegliche Unterstellungen zurück und leitete juristische Schritte gegen die Anschuldigungen ein, die Mannschaft habe das Punktspiel beim FC Erzgebirge Aue am Sonntag absichtlich verloren. Der Club erstattete bei der Staatsanwaltschaft in Duisburg wegen Rufmords Anzeige gegen Unbekannt und beauftragte den Frankfurter Rechtsanwalt Horst Klettke mit der Wahrung seiner Interessen.
Vor dem Zweitligaspiel zwischen Aue und Oberhausen (2:0) waren bei internationalen Wettbüros ungewöhnlich hohe Geldbeträge auf eine RWO-Niederlage gesetzt worden. Deutsche und österreichische Buchmacher nahmen die Begegnung daraufhin zwei Stunden vor dem Anpfiff aus dem Programm. Nach Angaben des Buchmachers »Intertops« wurden Summen gesetzt, die drei bis vier Mal höher waren als üblich.
Der von der DFL eingeschaltete DFB-Kontrollausschuss wird nach Prüfung der Fakten entscheiden, ob ein Anfangsverdacht vorliegt. Keinen Handlungsbedarf sieht Aues Präsident Uwe Leonhardt: »Das sind Fantasien Dritter über Oberhausen, die wir nicht nachvollziehen können. Demzufolge ist das Thema für mich erledigt.«
Mit Empörung reagierte RWO-Vorstandsvorsitzender Hermann Schulz auf die Verdächtigungen. »Das ist eine unglaubliche Schweinerei«, sagte der RWO-Boss. Der Verein ließ alle Spieler nach einer intensiven Befragung eine Eidesstattliche Erklärung unterschreiben, in der sie eine Beteiligung an dem angeblichen Wettbetrug uneingeschränkt ausschließen. Anwalt Klettke wurde beauftragt, den Club bei der DFL und beim DFB zu vertreten.
Manager Manfred Rummel wies die Spekulationen als »Frechheit« zurück. »Das ist eine total aufgebauschte Geschichte. Um ein Ergebnis exakt voraussagen zu können, müssten alle Spieler beider Mannschaften und auch der Schiedsrichter Bescheid wissen. Das halte ich für total abwegig«, sagte Oberhausens Vorstandsmitglied, »ich habe vollstes Vertrauen zu den Spielern.« Rummel kann Unterstellungen, die Elf habe die Gegentreffer absichtlich verschuldet, nicht nachvollziehen. Eine Absicht von Anthony Tiéku, der ein Eigentor (8.) erzielte, und Andre Izepon, der in der 57. Minute einen Elfmeter durch Zerren am Trikot eines Auer Spielers verursachte, habe er nicht erkennen können. »Tiéku hat sich in der Halbzeit fürchterlich über seinen Fauxpas geärgert«, betonte der Manager. Zudem kämpfe der Ghanaer derzeit darum, einen deutschen Pass zu erhalten. »Da wäre solch eine Geschichte doch kompletter Blödsinn.«
Auch RWO-Trainer Eugen Hach schimpfte: »Meine Jungs sind stinksauer über die Gerüchte. Profis machen sowas nicht.«

Artikel vom 16.12.2004