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Schloss Ulenburg ziert Sektflasche


Löhne-Mennighüffen (per). Seit drei Jahren verdient sich Egon Knauß ein kleines Zubrot beim E-Neukauf an der Lübbecker Straße. Dort stapelt er Kisten oder platziert Waren vor dem Supermarkt, die er zu Geschäftsschluss wieder reinholt. In Mennighüffen kennt ihn jedes Kind, und jeder Erwachsene sowieso. »Egon«, so wird er von allen gerufen, ist geistig behindert und lebt in der Ulenburg.
Egon und sein »Chef« Hans-Karl Otto kennen sich seit der Eröffnung des Warenhauses im Jahr 2001. Doch über das Zuhause seines Mitarbeiters und über die Arbeit, die in der Zweigeinrichtung des Diakonischen Werkes Wittekindshof geleistet wird, wusste er lange Zeit nichts. Der Zufall wollte es, dass sich dies ändert. »Wir wollen kein anonymer Supermarkt sein, sondern zeigen, dass unser Herz an Mennighüffen hängt. Deswegen hatte ich die Idee, Sekt- und Proseccoflaschen mit einem Etikett, das die Ulenburg ziert, zu vermarkten«, sagt Otto. Kurze Zeit später kam Andreas Ritter, der Leiter der Ulenburg, zum Einkauf und entdeckte »seine« Ulenburg auf dem Schaumwein. Rechtlich war daran nichts auszusetzen, da das Logo des Schlosses urheberrechtlich nicht geschützt ist. »Wir sind dann ins Gespräch gekommen, und ich habe mich darüber gefreut, dass Herr Otto mehr über die Ulenburg wissen wollte«, sagt Ritter.
Nach einer Besichtigung der Einrichtung war für Hans-Karl Otto klar: »Hier möchte ich mich engagieren«. So kommen 50 Cent jeder verkauften Flasche der Ulenburg zugute. »Ich weiß, dass das nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Aber ich hoffe, dass die Aktion Nachahmer findet.« Auch sagte er zu, weitere gemeinsame Veranstaltungen zu planen.
»Ich finde nicht, dass es ein Tropfen aus dem heißen Stein ist«, erklärt Ritter. »Mir geht es aber bei dieser Aktion noch mehr darum, die Ulenburg und die 128 Menschen, die hier leben, ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken.« Der Leiter der Einrichtung, deren Zukunft ungewiss ist, äußerte in diesem Zusammenhang auch seine finanziellen Sorgen: »Wir schwimmen wie alle sozialen Einrichtungen nicht im Geld, auch wenn das angesichts unseres Neubaus an der Oeynhausener Straße so aussehen mag.«

Artikel vom 17.12.2004