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Synthese aus Krimi und Wissenschaft

Jorge Volpi las aus Roman »Das Klingsor-Paradox«


Bielefeld (sas). Eigentlich wollte er immer Wissenschaftler, speziell Naturwissenschaftler sein. »Schon als Kind habe ich mit Begeisterung die Wissenschaftssendung »Kosmos« gesehen«, erzählt Jorge Volpi. Ein Physiklehrer sorgte dann allerdings dafür, dass der heute 36-Jährige diesen Wunsch zu Grabe trug. So ganz aber kann der Mexikaner nicht von der Wissenschaft lassen: Sie ist sein Thema - in seinen Romanen. Im Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität hat er jetzt vor vollem Haus aus seinem Buch »Das Klingsor-Paradox« gelesen. Sein Vortrag erfolgte in Spanisch, für die Zuhörer wurde simultan übersetzt.
»Der Roman ist Wissenschaftskrimi und Geschichte der Quantenphysik in einem«, sagt Volpi selbst über das Buch, für das er mit einem spanischen Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Die Geschichte ist angesiedelt im Nazideutschland. »Klingsor ist in dem Buch der Codename des wissenschaftlichen Beraters von Hitler«, erklärt er. Entlehnt hat ihn der Mexikaner, der Rechts- und Literaturwissenschaften studierte und von 2001 bis 2004 Kulturattaché seines Landes in Paris war, der deutschen Literatur: »Klingsor ist der teuflische Charakter im Parzival.«
Zehn Romane hat Volpi, Mitbegründer der Schriftstellergruppe »Crack« bereits geschrieben, längst recherchiert er für sein nächstes Werk. »The End of Madness« soll der Titel sein, in den späten Sechzigern spielen und mit dem Klingsor-Paradox und einem Roman über den Mauerfall und das Ende der Sowjetunion eine Trilogie bilden. Auch diese beiden Bücher werden sein, was der Vater der Pille, Carl Djerassi, einmal »Sciene in fiction« nannte: Ihr Thema sind die Naturwissenschaften. Und weil sich der dritte Band mit Kognitionswissenschaften und künstlicher Intelligenz befasst, ist Prof. Dr. Ipke Wachsmuth schon neugierig darauf. Schließlich ist dies das Forschungsgebiet des geschäftsführenden ZiF-Direktors.

Artikel vom 17.12.2004