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Auch der Kaiser
kennt nun »Owo«

Bayern entdecken Neu-Nationalspieler

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Nach dem Schlusspfiff umarmte der Bielefelder all seine Spielkameraden. Patrick Owomoyela war glücklich. Der 25 Jahre Fußballprofi des DSC Arminia Bielefeld hatte im »International Stadium« in Yokohama seine Premiere im Trikot der deutschen Nationalmannschaft mit Bravour bestanden. Jetzt darf er sogar von der WM 2006 träumen.

Das selbstbewusste Auftreten des 25 Jahre alten Bielefelders in dessen ersten Länderspiel beeindruckte nicht nur Bundestrainer Jürgen Klinsmann (»Er hat gespielt und trainiert, als wäre er schon fünf Jahre dabei«), sondern auch Franz Beckenbauer. »Wer mir am meisten imponiert hat, war der Owo, dieser Owomoyela«, sagte der deutsche Fußball-Kaiser, dem der Name des Bielefelders im Laufe des Tages aber immer flüssiger über die Lippen ging. Zur Halbzeitpause hatte er noch gesagt: »Der Nachname fällt mir noch ein bisschen schwer. Ich bleibe bei Patrick.«
45 Minuten später war der Bielefelder für Beckenbauer »die Entdeckung des Spiels«. Und an Jürgen Klinsmann gewandt fügte der Bayern-Präsident hinzu: »Da hast du auf der rechten Seite eine richtige Alternative.« Ein klarer Fingerzeig aus dem Fernen Osten in Richtung Säbener Straße an das operative Geschäft des deutschen Rekordmeisters: Auf den müsst ihr achten. Folglich wird sich schon bald nach Schalke und Stuttgart auch der deutsche Rekordmeister in das Bundesliga-Wettbieten um den Bielefelder einschalten. Da Owomoyelas Vertrag mit Arminia bis 2006 läuft, dürfte das den Preis weiter in die Höhe treiben.
Der gebürtige Hamburger kann nun damit rechnen, nicht nur auf der Asienreise, sondern auch bei den weiteren Länderspielen des Jahres wieder berücksichtigt zu werden. Owomoyela gab sich nach dem ersten Einsatz im Êdieses Mal Êroten Adlertrikot bescheiden: »Ich bin stolz und freue mich, jetzt auch offiziell Nationalspieler zu sein. Die Spieler hier haben alle ein hohes Niveau. Das ist ein ganz anderes Tempo. Natürlich kann im ersten Spiel noch nicht alles funktionieren.«
Diese Zurückhaltung war allerdings völlig fehl am Platz: Owomoyela agierte ohne jegliches Lampenfieber. Beeindruckend erneut seine Kopfballstärke, zudem war der Bielefelder insbesondere in der Anfangspahse sehr oft am Ball. Zwar handelte sich der Neuling nach 35 Minuten die gelbe Karte ein, dennoch bilanzierte ZDF-Reporter Bela Rethy bereits zur Pause: »Viele gute Aktionen, hinten tadellos, vorn mit einigen Akzenten.«
Obwohl im zweiten Abschnitt manch gut gemeintes Zuspiel nach vorn misslang, stand Owomoyela bis zum Schluss als rechter Verteidiger der völlig neu formierten deutschen Viererkette extrem sicher. »Er hat das gezeigt, was er im Verein angedeutet hat: Hinten hat er die meisten Zweikämpfe gewonnen und auch nach vorn hat er einiges geboten. Insgesamt war es ein gutes Länderspieldebüt«, sagte Vereinstrainer Uwe Rapolder.

Artikel vom 17.12.2004