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Aus Briefen an die Redaktion

»In der Werbung ist
nicht alles erlaubt«
Zur Eröffnung der Weserbergland-Therme in Bad Karlshafen warb diese unter der Überschrift »Warum denn Frau und Kind verprügeln, wenn in 14 Tagen die Kristall-Weserbergland-Therme eröffnet wird?«. Dazu erreichte die Redaktion ein offener Brief an den Geschäftsführer der Kristall-Weserbergland-Therme:

»In der Werbung ist viel erlaubt? Wir meinen jedoch nicht alles!
Die Eröffnung einer Freizeitanlage, die auch viele Einwohnerinnen und Einwohner des Kreises Höxter mit Vorfreude erwartet haben, unter ein solches Motto zu stellen, zeugt nicht nur von primitivem und peinlichem Humor, sondern auch von einer Verkennung der brutalen Lebenswirklichkeit der von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder.
Findet Gewalt in der Familie statt, wird den meist finanziell und persönlich abhängigen Opfern der menschennotwendige geschützte Lebensraum zur Entfaltung und Entwicklung geraubt. Die Menschenwürde der Betroffenen, die durch die Gewaltanwendung missachtet wurde, wird durch eine derartige Werbekampagne ein zweites Mal bewusst missbraucht. Eine solche Anzeige ist nicht nur zynisch, sondern sittlich verwerflich und abstoßend.
Darüber hinaus fragen wir die Verantwortlichen der Kristall-Weserbergland-Therme, welche Klientel sie als Kundenstamm eigentlich begrüßen möchte? Körperverletzung und Nötigung sind Straftaten. Jede Person, die bislang einen Besuch der Therme geplant hat, muss sich fragen, ob sie mit den angesprochenen gewaltbereiten Straftätern in Zusammenhang gebracht werden will. Geprügelte Frauen und Kinder verdienen den Schutz unserer Gesellschaft. In diesem Sinne muss auch einer Werbung, die das Elend der Betroffenen zum eigenen kommerziellen Vorteil nutzen will, von der Gesellschaft eine klare Rüge erteilt werden. Wir fordern die Verantwortlichen auf, derartig geschmacklose Werbung künftig zu unterlassen und sich in angemessener Form zu entschuldigen.

Für den Arbeitskreis der Gleichstellungsbeauftragtenim Kreis HöxterGABY BÖKER

Artikel vom 17.12.2004