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Eva-Maria Liebe und Anna Liz Ojeda nehmen den Beifall des Publikums entgegen.

Ein Orchester-Konzert
auf hohem Niveau

Überzeugende Leistung in Jesus-Christus-Kirche

Von Jutta Albers
(Text und Foto)
Sennestadt (rs). Mit jedem Konzert steigert sich das spieltechnische Niveau des Orchesters der Evangelischen Kantorei. Dorothea Schenk muss nur noch bei den Bläsern zusätzlich Profimusiker (am Sonntag auch den Cembalisten) engagieren, »ihre« Streicher, fast alles Amateurmusiker, meistern inzwischen auch anspruchsvolle Aufgaben ohne diese Unterstützung.

Davon konnten sich die Zuhörer in der gut besuchten Jesus Christus Kirche in dem Konzert für Soli und Orchester überzeugen. J.S. Bachs erste seiner vier Orchestersuiten (Ouvertüren) in C- Dur BWV 1066 für zwei Oboen,Fagott (hervorragend!) und Streicher und mit ihren elf stilisierten Tanzsätzen (zum Teil als Double), bildete den Auftakt des Barockkonzerts.
Man muss Dorothea Schenk anerkennend bescheinigen, dass sie für die Interpretation den idealen Mittelweg gefunden hat zwischen historischer Aufführungspraxis (zum Beispiel sparsames Vibrato der Streicher) und lebendigem Musizieren, so dass weder Sterilität noch Barock-Pathos ihren Platz hatten.
Das hoch motivierte Orchester zog nach intensiver Probenarbeit begeistert mit, musizierte, präzis in den Einsätzen, intonationsrein. Kammermusikalisch durchsichtig-filigran und paarte barocke Rhetorik mit fließenden Tempi, wobei der unterschiedliche Charakter der einzelnen Tanztypen trefflich zur Geltung kam.
Heti Schmidt-Wissing, die in Sennestadt lebende Lehrerin der Bielefelder Musik-und Kunstschule, war die technisch souverän und hoch musikalisch agierende Solistin des Flötenkonzerts in G-Dur von Tommaso Albinoni, einem venezianischen Meister des Hochbarock. Wieder einmal bestachen ihre bemerkenswerte Phrasierungskunst, eine brillante Anblas-und Atemtechnik und wunderschön ausgesponnene, weiche und innige Tongebung, nicht nur in den Melodiepassagen des langsamen Satzes. Es stimmte auch die klangliche Balance zwischen Soli und Orchester.
Mit zu den schönsten und bekanntesten Konzerten Bachs gehört sein Doppelkonzert BWV 1060 für Oboe und Violine. Überliefert ist es nur als c-moll-Konzert für zwei Cembali. Die verschollene Originalfassung wurde in d-moll rekonstruiert und erfreut sich in dieser Form großer Popularität mit den rhythmisch prägnanten kontrastreichen Ecksätzen und einem Adagio mit einer wunderbar unendlichen ausschwingenden Melodie.
Solistinnen waren die Solo-Oboistin des Orchesters des Landestheaters Detmold, Eva-Maria Liebe (nicht zum ersten Mal konzertierender Gast in der Jesus Christus Kirche) und ihre Violinkollegin Anna Liz Ojeda, die dankenswerterweise und kurzfristig für den ursprünglich vorgesehenen, aber dienstlich verhinderten Konzertmeister Fernandez einsprang.
Trotz immens kurzer Probenzeit lieferten beide ein perfektes, musikalisch stimmiges und tonschönes Zusammenspiel: Prächtig unterstützt von dem Kantoreiorchester. Alle Beteiligten durften sich über einen großen Schlussapplaus freuen, der als Zugabe eine Wiederholung des Finalsatzes geradezu herausforderte.

Artikel vom 16.12.2004