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Aus Spenden werden
»Provisionszahlungen«

»Unfallhilfeverein«: Kripo warnt vor Tricks der Werber

Bielefeld (hz). Im Zusammenhang mit den Betrugsermittlungen gegen den Bielefelder »Unfallhilfeverein« (Bericht in der gestrigen WESTFALEN-BLATT-Ausgabe) warnt die Kripo vor den Tricks der Werber.

Diese treten nicht nur bei so genannten Haustürgeschäften oder in Fußgängerzonen in rot-weißer Rettungsdienstkleidung auf, um neue Vereinsmitglieder zu gewinnen und zum Abschluss »langjähriger Förderschaften« zu überreden. Unter dem Vorwand, Geld für den Rettungsdienst, Krankentransport oder die Feuerwehr zu sammeln, werde auch am Telefon geworben, so die Polizei.
In einem aktuellen Fall hatte dies für das Opfer, das später Strafanzeige erstattete, böse Folgen. Obwohl es die Frau während des Gespräches abgelehnte, Mitglied beim »Unfallhilfeverein« zu werden, hatte sie dem Werber ihre Bankverbindung preisgegeben. Prompt, so Hauptkommissar Volker Heyne vom für Betrugsdelikte zuständigen Kriminalkommissariat 13, wurde wenige Tage später Geld vom Konto der am Telefon überrumpelten Frau abgebucht.
Die Chancen, »Spenden« vom »Unfallhilfeverein« zurück zu holen, sind offenbar gering. Die im April 2002 in Bielefeld gegründete und unter der Nummer 20VR3577 beim hiesigen Amtsgericht registrierte Organisation soll ihre »Fördergelder« einem Scheinunternehmen abgetreten haben. Diese Firma hat ihren Sitz in dem selben Büro an der Herforder Straße wie der »Unfallhilfeverein« und soll nach den Erkenntnissen der Polizei die Werber in Rettungsdienstkleidung auf die Straße schicken.
Als Provision für die Werbung, so ergaben bereits die ersten Betrugsermittlungen der Kripo vor zwei Jahren, würden die gespendeten Fördergelder von neu gewonnenen Mitgliedern an die Scheinfirma überwiesen. An dieser Praxis sind letztlich im Sommer 2002 die Kripofahnder gescheitert. Die vorgesetzte Staatsanwaltschaft Bielefeld ließ damals die Ermittlungen einstellen, weil juristisch die Verwendung von Spenden zu Provisionszahlungen nicht verboten ist. - Doch nach neuen Strafanzeigen von Geprellten gegen den »Unfallhilfeverein« versuchen jetzt gleich mehrere Staatsanwaltschaften und Polizeibehörden in NRW und Niedersachsen im zweiten Anlauf, die Drahtzieher im Verein endlich des Betruges zu überführen.

Artikel vom 16.12.2004