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Wegweisende
Zeitgenossen
im Programm

Kunsthalle auch für 2005 gerüstet

Bielefeld (WB/gge). Die Kunsthalle Bielefeld setzt 2005 zwei namhafte, wegweisende Zeitgenossen und zwei spannende klassische Themen auf ihr Programm: Not Vital errichtet im Niger, einem der ärmsten und zugleich faszinierendsten Länder Afrikas, eine formale und soziale Plastik, die die Tradition der Land Art fortführt. Mit George Condo, der 2005 in Salzburg und Bielefeld seine erste Museumsausstellung erhält, wird ein heimlicher Malerkönig geehrt.

Nach den Sommerferien widmet sich die Kunsthalle einem Hauptaspekt der Fotografie, indem frühe, besonders sprechende Porträts von Künstlern und Literaten versammelt sind. Das Jahr schließt mit einer überragenden Figur des deutschen Expressionismus ab, indem Ernst Ludwig Kirchners Bildnisse gezeigt werden. Aus Platzgründen verzichtet die Kunsthalle in der ersten Jahreshälfte auf die Präsentation der hauseigenen Sammlung.
Noch bis zum 27. Februar zeigen Alvar und Aino Aalto Möbel und Design aus der Sammlung Bischofberger. Vom 20. März bis 5. Juni steht dann Agadez und Afrika im Mittelpunkt. Not Vital, geboren 1948 in Sent, Graubünden, gehört zu den international führenden Bildhauern heute. Er hat ab 1968 in Paris studiert, in Rom einen Straßenzirkus unterhalten und seit Beginn der Achtzigerjahre international ausgestellt. Innerhalb der Schweizer Szene nimmt er eine einzigartige Stellung ein. Mit Motiven aus Schnee und Eis sowie Abgüssen von Tieren ist sein surrealistisches, auch kulturell mehrdeutiges Werk den Kräften der Natur verpflichtet. Vital verwendet Gips und Bronze, hellen und dunklen Marmor, Silber und Gold.
Viele seiner Arbeiten erscheinen als Totems, in denen körperliche Sinneskräfte aufbewahrt sind. Oftmals hat er Bilder einer »heißen« in eine »kalte« Kultur transportiert. Auf der Biennale in Venedig präsentierte Vital 2001 Kamelköpfe aus Aluminium unter Wasser, die nur bei Ebbe hervorgetreten sind. Die Ausstellung ist Vitals künstlerischem und sozialem Engagement in der Wüstenstadt Agadez im Niger gewidmet.
Seit 1999 errichtet er mit den Tuareg verschiedene Gebäude und stellt Skulpturen her. Bislang sind eine Mekafoni, ein Haus mit Hörnern und Stufenpyramide, eine Makaranta, in der Kinder im Koran und in Französisch unterrichtet werden, sowie ein mehrstöckiges Haus mit getrennten Treppenaufgängen nebst einem Garten entstanden. Die neuen Skulpturen aus Agadez, zum Beispiel ein totes Kamel in 24 Silberkugeln, bilden neben Fotografien, Plänen und Modellen die Grundlage einer Installation, die den Johnson-Bau ausfüllen wird. Dabei stehen 2400 Salzformen aus der Wüstenstadt Bilma, die 21 Tonnen wiegen, im Mittelpunkt. Die Ausstellung wird durch die Kunststiftung NRW unterstützt. Es entsteht ein dreißigminütiger Film.

Artikel vom 16.12.2004