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»Tabakwerbung gezielt
auf Kinder abgestimmt«

Krebsforscher erheben schwere Vorwürfe

Heidelberg (dpa). Deutschlands Krebsforscher haben der Tabakindustrie vorgeworfen, ihre Werbung gezielt auf die Bedürfnisse der Kinder abzustimmen.

»Der Zigarettenmarkt ist zu einem Kindermarkt geworden«, kritisierte die Medizinerin Martina Pötschke-Langer bei der 2. Deutschen Konferenz für Tabakkontrolle in Heidelberg. In den Kampagnen würden alle Sehnsüchte der Kinder und Jugendlichen angesprochen. Vor allem junge Mädchen seien durch die Werbung gefährdet, die Rauchen mit Schönheit, Erfolg und Sexualität gleichsetze. Zudem seien Light-Zigaretten inzwischen typische Frauen-Zigaretten geworden.
Die Wissenschaftlerin vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) forderte zum Schutz der Heranwachsenden ein umfassendes Tabakwerbeverbot. Dieses sollte auch die Kioske sowie alle Medien umfassen. Pötschke-Langer sprach sich ferner für höhere Tabakpreise aus. »Je höher die Preise sind, desto schmerzhafter ist es, zur Zigarette zu greifen.«
Helmut Siekmann von der juristischen Fakultät der Universität Bochum plädierte für ein Bundesgesetz zum Schutz der Nichtraucher. Dieses sollte das Rauchen in öffentlichen Räumen verbieten und auch Schulen und Bildungseinrichtungen berücksichtigen.
Die volkswirtschaftlichen Kosten des Rauchens belaufen sich nach Angaben von Reiner Leidl vom »GSF-Institut« für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen aus Neuherberg auf 19,4 Milliarden Euro pro Jahr. Nach der Studie aus dem Jahr 2002 entfallen davon sieben Milliarden Euro auf die medizinische Versorgung und 12,4 Milliarden Euro auf den Arbeitsausfall. Im Jahr 2003 nahm der Staat 14 Milliarden Euro an Tabaksteuern ein. In Deutschland sterben jährlich etwa 120 000 Menschen an rauchbedingten Krankheiten.

Artikel vom 16.12.2004